Messenger in Deutschland: 93 Prozent nutzen Whatsapp

Die Bundesnetzagentur hat über 2000 Menschen nach ihrer Kommunikation befragt. Sie vermutet: Weil Whatsapp so dominant ist, wollen nur wenige Interoperabilität.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 262 Kommentare lesen

(Bild: Bundesnetzagentur)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

In Deutschland nutzen 88 Prozent der Menschen regelmäßig Online-Kommunikationsdienste wie Whatsapp, Instagram Direct Messages oder Zoom. Das ergab eine repräsentative Verbraucherbefragung der Bundesnetzagentur. 2019 betrug dieser Anteil noch 83 Prozent. Dabei gibt es ein Altersgefälle: Befragte im Alter von 16 bis 24 Jahre nutzen zu 99 Prozent solche Dienste, unter den Personen ab 75 Jahre sind es 53 Prozent.

93 Prozent der 1906 von 2141 befragten Personen im Alter ab 16 Jahren, die einen Online-Kommunikationsdienst haben, nutzen WhatsApp. Auf dem zweiten Platz liegt der Facebook Messenger mit 39 Prozent. Instagram Direct Messages, wie die beiden vorigen ebenfalls aus dem Hause Meta, verwenden 25 Prozent, 20 Prozent Skype oder Skype for Business und 18 Prozent Zoom. Auf den weiteren Plätzen folgen Telegram mit 16 Prozent sowie Microsoft Teams und Snapchat mit jeweils 14 Prozent. Signal nutzen 13 Prozent, 12 Prozent Facetime, 10 Prozent iMessage und 8 Prozent Discord. 5 Prozent der Befragten hatten in den vergangenen zwölf Monaten den hauptsächlich genutzten Dienst gewechselt.

Die Dienste des Meta-Konzerns haben weiterhin eine starke Marktposition inne, kommentiert die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht Nutzung von Online-Kommunikationsdiensten in Deutschland (PDF). "Allerdings haben im Vergleich zur Erhebung 2019 Whatsapp (-3 Prozentpunkte), Facebook Messenger (-3 Prozentpunkte) und Instagram Direct Messages (-5 Prozentpunkte) jeweils Nutzungsanteile verloren." Bedeutend zunehmen konnten Signal mit 9, Discord mit 8 und Telegram mit 6 Prozentpunkten. Videokonferenzdienste spielten 2019 noch keine große Rolle, sie nahmen wie Zoom (+18) und Microsoft Teams (+14 Prozentpunkte) zu.

73 Prozent der Befragten nutzen mindestens zwei verschiedene Kommunikationsdienste, im Durschnitt 3,1 Dienste. 2019 betrug der Anteil 65 Prozent. Dabei nutzen unter den Befragten im Alter bis zu 40 Jahren 37 Prozent fünf oder mehr Dienste, unter den Älteren sind es 12 Prozent. 39 Prozent aller Befragten haben angegeben, seit den ersten Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 häufiger telezukommunizieren. 45 Prozent der Nutzer der Internet-Kommunikationsdienste haben angegeben, dass sie pandemiebedingt häufiger damit kommunizieren. Dabei hat insbesondere die Nutzung der Videotelefonie deutlich zugenommen.

84 Prozent haben angegeben, dass sie mindestens einmal täglich Text- oder Bildnachrichten verschicken. 49 Prozent verschicken in dieser Frequenz Sprachnachrichten, 32 Prozent betreiben mindestens einmal täglich Internettelefonie und 21 Prozent Videotelefonie.

Die Bundesnetzagentur lässt solche Daten erheben, da nach der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) nummernunabhängige interpersonelle Telekommunikationsdienste wie Messaging-, Internet- und Videotelefoniedienste seit Dezember 2021 in Teile der Regulierung einbezogen werden. Die Erkenntnisse seien daher "von hoher Relevanz für die Aktivitäten der Bundesnetzagentur, etwa in den Bereichen Marktbeobachtung und Verbraucherschutz", schreibt die Behörde.

Unter bestimmten Voraussetzungen könnten Interoperabilitätsverpflichtungen für Online-Kommunikationsdienste wie beispielsweise Messengerdienste angeordnet werden. Im Dezember 2021 hatte sie dazu in einem Diskussionspapier verschiedene technische und regulatorische Möglichkeiten zur Interoperabilität zwischen Messengerdiensten vorgestellt. Ein Argument für die Interoperabilität ist, die exponierte Marktstellung einzelner dominierender Dienstanbieter zu relativieren und zusätzlichen Wettbewerbsdruck zwischen den Diensten zu schaffen.

Doch schon 2019 war der Wunsch der Verbraucher nach anbieterübergreifender Kommunikation eher verhalten, schreibt die Bundesnetzagentur. Diesmal fanden 43 Prozent der Befragten es wichtig, dass sich Nutzer verschiedener Dienste untereinander erreichen können, 48 Prozent fanden dies nicht oder überhaupt nicht zutreffend. 51 Prozent sehen keinen Bedarf darin, Nachrichten an Nutzer anderer Online-Kommunikationsdienste versenden zu können. 60 Prozent wollen auf gar keinen Fall von Nutzern anderer Dienste kontaktiert werden können. Die Bundesnetzagentur meint, da sich ein Großteil der Nutzer bereits über WhatsApp gegenseitig erreichen kann, gebe es möglicherweise einen geringen Bedarf an Interoperabilität.

Nutzung von Online-Kommunikationsdiensten 2021 – ausgewählte Ergebnisse (20 Bilder)

Die Bundesnetzagentur hat auch Daten zu anderen Kommunikationsmöglichkeiten erhoben. E-Mails nutzen in den Altersgruppen bis 54 Jahre 90 Prozent der Menschen, unter den 55- bis 64-Jährigen beträgt der Anteil 86 Prozent und unter den Ältesten 78 Prozent. Meistgenutzter Dienst ist hier Gmail mit 36 Prozent, es folgen GMX mit 24 Prozent und Web.de mit 24 Prozent. Am Rande sei bemerkt, dass AOL auf 2 Prozent kommt. 65 Prozent nutzen nur einen E-Mail-Dienst, 26 Prozent zwei und 9 Prozent drei oder mehr.

94 Prozent aller Befragten haben einen Mobilfunkanschluss, 15 Prozent haben angegeben, mehrere zu haben. 6 Prozent haben ein unbegrenztes monatliches Datenvolumen, 5 Prozent 20 bis 100 GByte, die relative Mehrheit von 31 Prozent haben 2 bis 5 GByte Volumen. Die Anzahl der von allen Mobilfunknutzern in Deutschland verschickten SMS hat vom Gipfel 2012 von 60 Milliarden auf 7 Prozent im Jahr 2020 abgenommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In der gleichen Zeit nahm das Datenvolumen im Mobilfunk von 156 Millionen GByte auf 3,9 Milliarden GByte zu. Das Datenvolumen im Breitband-Festnetz wuchs von 7 Milliarden GByte auf 175 Milliarden GByte. Die Gesprächsminuten im Festnetz nahmen von 174 Milliarden Minuten im Jahr 2012 auf 94 Milliarden im Jahr 2019 ab, im Jahr 2020 wuchs sie auf 104 Milliarden Minuten. 55 Prozent der Befragten haben angegeben, auf SMS verzichten zu können, 38 gaben dies für die klassische Festnetztelefonie an und 18 Prozent für die klassische Mobilfunktelefonie.

(anw)