Atomkraft: Finnischer Reaktor Olkiluoto 3 produziert später als geplant Strom

Während des Probetriebs ereignete sich in dem Reaktor eine Schnellabschaltung. Deshalb verzögert sich die Stromerzeugung erneut.

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Block 3 des AKW Olkiluoto – kurz OL3 – im Dezember 2018.

(Bild: TVO)

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Der neue dritte Reaktorblock des finnischen Atomkraftwerks Olkiluoto wird nicht wie geplant Ende dieses Monats, sondern erst in der ersten Februarhälfte Strom produzieren. Regulär Strom erzeugen der Reaktor ab dem 14. Juni 2022, teilte der Betreiber TVO mit.

Als Grund für die Verzögerung gibt der Betreiber eine Schnellabschaltung vor zwei Wochen an. Die Gründe für die Abschaltung seien am 14. Januar ermittelt und der – weiter nicht genannte – Fehler behoben worden. Momentan laufe das Testproduktionsprogramm normal. Im August 2021 war der Termin der Stromproduktion schon einmal, damals um drei Monate verschoben worden, weil die Turbinenlieferaten Areva und Siemens weitere Inspektions- und Überholungsarbeiten vornehmen mussten.

In der Testproduktionsphase eines Atomkraftwerks werden das Kraftwerk und seine Sicherheitssysteme getestet, erläutert TVO. Damit soll sichergestellt werden, dass der Anlagenbetrieb plangemäß läuft. Im Laufe des Februars soll der Reaktor zunächst 400 MW leisten, Mitte Juni sollen es etwa 1650 MW werden

Ursprünglich hätte der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) Olkiluoto 3, der ab 2005 gebaut wurde, bereits 2009 Strom liefern sollen. Zahlreiche Probleme und gestiegene Baukosten führten aber immer wieder zu Verzögerungen. Im Dezember 2021 erreichte der Reaktor erstmals Kritikalität. Damit wurde erstmals seit gut 40 Jahren in Finnland ein neuer Reaktor in Betrieb genommen, heißt es in einer Mitteilung. In Europa zuletzt vor 15 Jahren. Die zwei Reaktoren in Loviisa sind seit 1977 beziehungsweise 1980 am Netz, die in zwei bereits in Olkiluoto bestehenden seit 1978 und 1980.

2010 hatte das finnische Parlament den Bau weiterer Atomkraftwerke beschlossen. In Olkiluoto sollte ursprünglich ein vierter Block entstehen, das Vorhaben wurde fallen gelassen. In der Gemeinde Pyhäjoki soll bis 2024 das AKW Hanhikivi entstehen, das wohl etwa bis zu 7,5 Milliarden Euro kosten wird. Das bisher für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Atommülllager Olkiluoto soll für hochradioaktive Abfälle ausgebaut werden.

In Block 2 des AKW Olkiluoto war im Dezember 2020 zu einem Störfall gekommen, nachdem planmäßig ein Notkühlsystem abgeschaltet worden war, um Wartungsarbeiten durchführen zu können. Der Vorfall wurde auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) auf Stufe 0 eingeordnet, die bis zur Stufe 7 reicht.

(anw)