Photovoltaik: Schweiz will Autobahnen mit Solarpanels überdachen

Die Schweizer Regierung lässt nun konkret prüfen, welche Autobahnabschnitte für die Stromerzeugung geeignet sind. Pilotprojekte wurden schon angestoßen.

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Versuchsprojekt ander Autobahn A9 in Fully im Kanton Wallis.

(Bild: energypier.ch)

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In der Schweiz werden Pläne konkreter, die dortigen Autobahnen mit Solarpanels zu überdachen. Energieministerin Simonetta Sommaruga habe das Schweizerische Bundesamt für Straßen (Astra) damit beauftragt, alle dafür geeigneten offenen Strecken dem Markt für die Stromproduktion zur Verfügung zu stellen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

Theoretisch kommen in der Schweiz alle Strecken infrage, die nicht im Tunnel verlaufen, das sind 1300 von etwas mehr als 1500 km. Das Astra soll die geeigneten Strecken herausfinden und diese dann gratis ausschreiben, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

Geprüft werde bei allen offenen Streckenabschnitten, ob sie mit einem Solardach versehen werden können. Mit Panels ausgestattelt werden könnten auch Lärmschutzwände und Galerien. Deren Potenzial der Lärmschutzwände belaufe sich auf rund 55 GWh Strom pro Jahr, das wären etwa 0,05 Prozent des Stromverbrauchs der Schweiz.

Die Solarüberdachung soll demnächst in der Schweiz in einem Pilotprojekt getestet werden. Das Unternehmen Energypier will in Fully im Kanton Wallis einen 1,6 km langen Abschnitt mit 40.000 Solarpanels überdachen und mit Windturbinen versehen. Sie könnten ungefähr 50 GWh pro Jahr Strom produzieren und 12.500 Haushalte versorgen, erklärt Energypier. Im kommenden Jahr soll das Projekt gebaut werden. Ob die Turbinen, die allein 30 GWh Strom jährlich produzieren sollen, angebracht werden, ist laut Bericht noch unklar.

In der Nähe von Zürich will Energypier zudem einen 2,5 km langen Abschnitt der A4 mit Solarpanels überdachen und ebenfalls zusätzlich mit Windkraftanlagen versehen. Zusammengenommen könnten dadurch im Jahr knapp 80 GWh Strom produziert werden.

In einem anderen Pilotprojekt plant die Schweizer Firma Helion seit 2017, Solarpanels entlang der A13 auszutauschen, die 1989 dort installiert worden waren und 35 Haushalte mit Strom versorgen. Die neue Solaranlage soll bis zu 70 Prozent mehr Strom als die alte produzieren. 1989 hätten 1 m2 Solaranlage 1600 Franken gekostet, zurzeit seien es 132 Franken (127 Euro). So hat die Anlage an der A13 seinerzeit 2,5 Millionen Franken gekostet, die neue wird mit 450.000 veranschlagt.

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Nach Szenarien von Energypier könnten zwischen 100 und 700 Straßenkilometer überdeckt werden. In einem optimistischen Szenario könnten auf dem Autobahnnetz 10 TWh Solarstrom pro Jahr produziert werden. Das entspricht etwa zwei Drittel dessen, was derzeit die Schweizer Atomkraftwerke jährlich produzieren.

Wegen unsicherer Versorgungslage wird in der Schweiz überlegt, die dortigen Atomkraftwerke länger als bisher geplant laufen zu lassen. Die Schweizer FDP fordert, den Bau neuer AKW in der Schweiz wieder zuzulassen. Michael Wider, Präsident des Verbands der Elektrizitätsunternehmen (VSE) sagte dem Sonntagsblick, es würde zu lange dauern, bis ein neues Atomkraftwerk Versorgungsengpässe beheben könnte.

(anw)