Studie mit 9000 Befragten zeigt digitale Klüfte auf

Männer, jüngere und höher gebildete Menschen nutzen das Internet und digitale Geräte häufiger als Frauen, ältere und weniger hochgebildete Menschen.

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Anteil der Menschen je nach Bundesland, die das Internet privat nutzen. Je dunkler das Blau, desto höher der Anteil.

(Bild: SZ-Insitut, bidt)

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In Deutschland gibt es digitale Klüfte zwischen Frauen und Männern, jüngeren und älteren Menschen, Personen mit höherer formaler Bildung und niedriger formaler Bildung und Personen mit höherem Einkommen und niedrigerem Einkommen. Das ist eines der Ergebnisse des Digitalbarometer des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des SZ-Instituts. Sie haben dafür 9000 Personen in einem Alter ab 14 Jahren zu Nutzungsverhalten, digitalen Kompetenzen, zur digitalen Transformation der Arbeitswelt, zum E-Government und zu Künstlicher Intelligenz (KI) befragt.

Männer, jüngere, höher gebildete und einkommensstärkere Personen nutzen das Internet und digitale Geräte in der Regel häufiger als Frauen, ältere, niedriger gebildete und einkommensschwächere Personen. Zudem scheint die Coronavirus-Pandemie teilweise diese Unterschiede zu verstärken: Insbesondere junge Menschen sowie Personen mit höherer formaler Bildung oder höherem Haushaltsnettoeinkommen geben an, digitale Geräte infolge der Pandemie häufiger zu nutzen, heißt es in der Studie (PDF).

Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich zumindest gelegentlich im Umgang mit digitalen Geräten oder dem Internet überfordert. 14 Prozent der Befragten haben angegeben, nie überfordert zu sein. Im Selbsteinschätzungstest für digitale Kompetenzen nach DigCompSAT erreichen die Deutschen durchschnittlich 55 von 100 möglichen Punkten; 12 Prozent haben im Umgang mit Informationen niedrige Kompetenzen.

Männer, jüngere Personen, formal höher gebildete und einkommensstärkere Menschen weisen nach eigener Einschätzung eine höhere Digitalkompetenz auf als Frauen, ältere Personen, formal niedrig gebildete und einkommensschwächere Menschen. Auch hier trage die Pandemie eher zu einer Vergrößerung der Unterschiede bei, heißt es in der Studie. Vor allem jüngere Menschen und höher gebildete sowie auch Männer und einkommensstärkere Personen haben angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten ihre digitalen Fähigkeiten verbessert zu haben.

35 Prozent der berufstätigen Deutschen meinen, der Digitalisierung in ihrem Berufsumfeld werde zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet, das sagen vor allem Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen. Etwa die Hälfte sieht Defizite im Angebot an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Digitalisierung; auch hier sind es eher Beschäftigte in kleineren Unternehmen, die das sagen.

Die durchschnittlichen selbst eingeschätzten digitalen Kompetenzen der Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen sind geringer als in Großunternehmen, wurde für das Digitalbarometer weiter ermittelt. Und auch in der Arbeitswelt habe die Pandemie diese Unterschiede tendenziell weiter verstärkt. Besonders Beschäftigte in Großunternehmen und weniger in kleinen und mittleren Firmen sehen einen positiven Digitalisierungsschub infolge der Pandemie.

83 Prozent der Befragten hab schon einmal Informationen bei Behörden und Ämtern online gesucht, zwei Drittel haben schon einmal online einen Termin vereinbart. Vor allem Personen über 64 Jahren und formal niedrig Gebildete nutzen digitale Angebote der öffentlichen Verwaltung weniger oft als Jüngere und formal höher Gebildete.

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50 Prozent der Menschen in Deutschland meinen, dass sich Chancen und Risiken von KI die Waage halten werden. 21 Prozent sehen überwiegend Chancen, 22 Prozent überwiegend Risiken. Je mehr die Menschen über KI wissen, je jünger und je höher sie formal gebildet sind und je mehr sie verdienen, desto eher glauben sie, dass die Chancen durch den Einsatz von KI überwiegen.

Je nach konkretem Anwendungsfeld unterscheiden sich die Einschätzungen zu Chancen und Risiken von KI erheblich. In den Bereichen Erkennen und Behandeln von Krankheiten sehen viele Menschen überwiegend Chancen durch den Einsatz von KI, für den Anwendungsbereich Urteile und Entscheidungen in Gerichtsverfahren jedoch sehr ausgeprägt überwiegend Risiken. Für keinen der Bereiche sind die Befragten mehrheitlich der Auffassung, dass KI die Entscheidungen alleine treffen, sondern vielmehr einen Vorschlag für die letztliche Entscheidung durch den Menschen machen sollte. In Gerichtsverfahren meinen 55 Prozent der Befragten, dass hier die Entscheidungen ausschließlich Menschen ohne Unterstützung durch KI treffen sollten.

Allgemein hat die Umfrage ergeben, dass 91 Prozent der Menschen in Deutschland ab 14 Jahren das Internet privat nutzen. Der Anteil ist in Hamburg mit 95 Prozent am höchsten, in Bayern mit 89 und Brandenburg mit 88 Prozent am niedrigsten. 85 Prozent haben ein Smartphone, 71 Prozent einen Laptop, 66 Prozent ein Radiogerät, 53 Prozent einen Smart-TV, 31 Prozent tragen eine Smartwatch, 22 Prozent haben smarte Haushaltsgeräte und 3 Prozent eine VR-Brille.

Von den 791 Personen, die das Internet nicht nutzen, haben 32 Prozent gesagt, sie würden es künftig privat nutzen, wenn ihnen jemand dabei hälfe. 26 Prozent würden es tun, wenn es sicherer wäre und 21 Prozent, wenn es ihnen mehr Vorteile bringen würde. Für 20 Prozent wäre es wichtig, dass Webseiten oder Apps einfacher zu verstehen wären, für 15 beziehungsweise 12 Prozent ist der Preis für ein Gerät beziehungsweise den Internetanschluss ausschlaggebend.

(anw)