Solardächer über Autobahnen: Deutschland plant Pilotprojekt noch in diesem Jahr

An der A81 soll ein Demonstrator für Photovoltaik errichtet werden. Mittelfristig sei eine breite Anwendung nicht zu erwarten, sagt das Verkehrsministerium.

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Konzept für ein Solardach über einer Autobahn.

(Bild: Austrian Institute of Technology GmbH)

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In Deutschland soll noch in diesem Jahr erprobt werden, ob an Autobahnen mit Photovoltaik Strom erzeugt werden kann. Dazu soll auf der Raststätte Hegau-Ost an der A 81 in Baden-Württemberg ein Demonstrator errichtet werden, teilte eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums heise online mit.

Der Demonstrator soll ein 10 m × 17 m großes Dach aus Photovoltaik-Modulen werden, das etwa 5,50 m über der Fahrbahn mit einer Stahlkonstruktion aufgeständert wird. Mit dem Pilotprojekt soll gezeigt werden, dass die Erzeugung von Solarstrom über dem fließenden Verkehr auch in der Realität funktioniert, kostenmäßig darstellbar sei und dauerhaft betrieben werden könne, heißt es aus dem Ministerium.

Dabei handelt es sich um die zweite Phase eines deutsch-österreichisch-schweizerischen Forschungsprojekts. Forscher und Forscherinnen der drei Ländern haben 2021 ein Konzept für die Überdachung eines Autobahnteilstücks mit Photovoltaik-Modulen entwickelt.

"Obwohl die Modulbauweise des geplanten Demonstrators einige Kostenvorteile aufweist, ist eine flächendeckende Anwendung von Solardächern über Autobahnen mittelfristig eher nicht zu erwarten", teilte die Sprecherin heise online weiter mit. Es gebe immer noch große Flächen, auf denen erneuerbare Energie weniger aufwendig erzeugt werden könne. Für spezielle, lokal begrenzte Anwendungsbereiche werde ein Solardach über der Autobahn jedoch zunehmend rentabler.

Die Überdachung einer Autobahn mit Photovoltaik-Modulen sei im Vergleich zu Photovoltaik auf bestehenden Hausdächern oder auf Freiflächen deutlich teurer, erläuterte die Ministerumssprecherin weiter. Beispielsweise müsse die Tragkonstruktion gegen den Anprall bei einem Unfall geschützt werden. Außerdem wären solche Tragkonstruktionen ab einer Länge von 80 Meter ähnlich wie Tunnel einzustufen und müsste daher noch höhere Sicherheitsansprüche erfüllen.

Neben der Stromgewinnung und der Mehrfachnutzung von Autobahnen sehen Verkehrsinfrastrukturforscher in der Solarüberdachung von Autobahnen auch Vorteile wie den Schutz der Straßenoberfläche vor Niederschlägen und Überhitzung. Dadurch könne die Fahrbahndecke länger überdauern. Auch sehen die Forscher und Forscherinnen Potenziale im Lärmschutz.

Die Schweiz will anscheinend schon ein paar Schritte vorangehen. Die dortige Energieministerin Simonetta Sommaruga hat das Schweizerische Bundesamt für Straßen damit beauftragt, für eine Solarüberdachung geeignete Straßenabschnitte ausfindig zu machen. In der Schweiz kommen dafür theoretisch 1300 km Straßenstrecken infrage.

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Die Schweiz, Österreich und Deutschland betreiben seit fünf Jahren gemeinsam Straßenbauforschung. Dabei geht es um klassische Probleme der Beton- und Asphalttechnik bis hin zu Digitalisierung und Automatisierung, wie aus einer Broschüre der DACH-Verkehrsinfrasturforschung (PDF) hervorgeht.

(anw)