Gemeinsame Halbleiterplattform: China will wohl AMD, Intel und ASML anlocken

China öffnet sich offenbar westlichen Halbleiterfirmen, um die eigene Industrie aufzupäppeln und an moderne Fertigungsausrüstung zu kommen.

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(Bild: Dragon Images/Shutterstock.com)

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Zum Aufbau einer inländischen Halbleiterfertigung will China angeblich einen "Arbeitsausschuss für grenzüberschreitende Halbleiter" aufbauen. Der Clou: Entgegen der bisherigen Politik will China laut einem Medienbericht eng mit westlichen Firmen zusammenarbeiten, darunter die beiden US-Chiphersteller AMD und Intel, der niederländische Ausrüster ASML und das deutsche Automobilschwergewicht Infineon.

Bisher dürfen ausländische Unternehmen ihre Hardware nur unter strengen Auflagen in China verkaufen. Eine Anbiederung an die chinesische Regierung kann aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv sein, weil man so leichter in einen riesigen Markt gelangt. Zudem sollen westliche Firmen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Nikkei Asia erhebliche Förderungen für Niederlassungen in China erhalten. Erste westliche Firmen sollen bereits Interesse bekundet haben.

Schon in den vergangenen Jahren investierte die chinesische Regierung erhebliche Milliardenbeträge in die eigene Halbleiterindustrie, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Der Chipfertiger HSMC etwa ging 2020 pleite, die Tsinghua Unigroup, zu der unter anderem der Speicherhersteller Yangtze Memory Technologies (YMTC) gehört, folgte ein Jahr später.

Der bislang größte chinesische Chipfertiger SMIC hängt bei 14-Nanometer-Technik mit vergleichsweise geringen Produktionskapazitäten fest. ASML darf keine Belichtungsmaschinen nach China verkaufen, die für feinere Strukturbreiten notwendig wären. Das betrifft insbesondere extrem-ultraviolette (EUV-)Belichtungstechnik, die bislang kein anderer Ausrüster anbietet.

Der "Arbeitsausschuss für grenzüberschreitende Halbleiter" soll laut Nikkei Asia noch im ersten Halbjahr 2022 gegründet werden. Das Handelsministerium sowie das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie übernähmen die Führung, die Tsinghua-Universität – die Alma Mater des chinesischen Präsidenten Xi Jinping – die Koordinierung. Zu den weiteren inländischen Mitgliedern sollen die Universität Peking, die Chinesische Akademie der Wissenschaften, Forschungseinrichtungen, Investmentfirmen und der (Smartphone-)Hersteller Xiaomi zählen.

Gegenwind dürfte China speziell aus den USA bekommen, wo derzeit der CHIPS for America Act in den Startlöchern steht. Seit Jahren läuft ein Handelskonflikt, der China zu Teilen von westlicher Technik abschneidet.

(mma)