Anti-Linux-Mail im Microsoft-Prozess nicht als Beweis zugelassen

Mit dem zu spät vorgelegten Beweisstück wollten die Kläger das fortdauernde wettbewerbswidrige Verhalten des Softwaregiganten belegen.

vorlesen Druckansicht 241 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christian Persson

Im Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft hat die zuständige Richterin Colleen Kollar-Kotelly am Freitag ein Beweisstück abgewiesen, mit dem die Kläger das fortdauernde wettbewerbswidrige Verhalten des Softwaregiganten belegen wollten. Es handelt sich um eine an Bill Gates gerichtete interne E-Mail vom 14. August 2000, in der Maßnahmen zur Schwächung der Linux-Konkurrenz skizziert werden. Die Richterin begründete ihre Entscheidung damit, dass die E-Mail erst nach Schluss der Beweisaufnahme vorgelegt worden sei, sodass Microsoft keine Gelegenheit zur Entgegnung mehr haben würde.

Die Ablehnung des Beweisstücks sei ein Schlag für die gegen Microsoft klagenden US-Bundesstaaten, kommentiert die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal. Die Kläger hätten nämlich bisher nicht schlüssig belegen können, dass Microsoft weiterhin die wettbewerbsbehindernden Praktiken gegen Computerhersteller ausübe, die dazu geführt hatten, dass der Richter Thomas Penfield Jackson das Unternehmen in der ersten Prozessinstanz als Monopolisten verurteilte.

Der Verfasser der brisanten E-Mail, die nach dem Jackson-Urteil verschickt wurde, war der damalige Chef der OEM-Abteilung, Joachim Kempin. Der für Microsofts Beziehungen zu den großen Herstellern zuständige Manager legte darin Bill Gates dar, was er gegen Intels Bemühungen unternehmen wollte, Computer-Produzenten zum Einsatz von Linux zu ermutigen. "Ich denke daran, die OEMs stärker als bisher mit Anti-Linux-Aktionen zu treffen. Außerdem werde ich alle Go-To-Market-Aktionen mit Intel stoppen und nur noch mit ihren Wettbewerbern zusammenarbeiten", zitiert das Wall Street Journal aus Kempins Text.

Microsoft entgegnete der Zeitung zufolge, es gebe keinerlei Beweis dafĂĽr, dass Kempins Vorstellungen in die Tat umgesetzt worden seien. Die Leitung der OEM-Abteilung ist inzwischen an Richard Roy ĂĽbergegangen, den frĂĽheren Microsoft-Statthalter in Deutschland. Kempin trat Mitte 2001 in den Ruhestand. (cp)