Musikwirtschaft: Piraten verderben das Geschäft

Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr Musiktitel kopiert als gekauft, beklagen die Verbände der deutschen Musikindustrie.

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"Das massenhafte unkontrollierte Kopieren von CDs hat sich zu einer echten Bedrohung für die Musikwirtschaft entwickelt und im letzten Jahr zu drastischen Umsatzverlusten geführt", sorgt sich Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände. Anlass zur Gram ist eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), nach der erstmals mehr Musik kopiert als gekauft worden sein soll. Die Musikwirtschaft hat ein "brennendes Problem", meint daher die deutsche Landesgruppe der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry): 17,1 Millionen Deutsche kopierten Musik auf 182 Millionen CD-Rohlinge, zitiert der Verband die Studie, für die 10.000 Personen befragt wurden. Rund 5 Millionen Personen hätten 492 Millionen Stücke von "meist illegalen Angeboten" aus dem Internet geladen.

Wäre die Musik gekauft worden, so der Verband, wäre ein Umsatz von 3,2 Milliarden Euro erzielt worden. Dagegen sank der Umsatz der Musikwirtschaft im vergangenen Jahr laut Zahlen der IFPI um 10 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro. Im Jahr 2001 verkaufte die deutsche Musikwirtschaft 244 Millionen Tonträger, rund 22 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Natürlich sei nicht jede Kopie ein entgangener Kauf, aber die Größenordnung des Problems sei erkennbar, meint die IFPI. Zu den 3,2 Milliarden müssten noch rund 50 Millionen Euro illegaler Umsatz für traditionelle gewerbliche Piraterie und 220 Millionen Euro für so genannte Schulhofpiraterie hinzugerechnet werden.

Gebhardt fordert angesichts der für ihn erschreckenden Zahlen eine Anpassung des Urheberrechts: "Die EU-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft muss bis zum Ende des Jahres 2002 in deutsches Recht umgesetzt werden." Vor dem Hintergrund des Grundprinzips "das Schützbare schützen und das Nicht-Schützbare vergüten" müsse der umfassende Einsatz von Kopierschutz gesichert und uneingeschränkter Schutz gegen Umgehungstechnologien gewährleistet werden.

Passend dazu hat das Bundesjustizministerium jetzt einen Entwurf für ein neues Urheberrecht vorgelegt, um die Urheberrechtsrichtlinie der EU umzusetzen. Angesichts der darin enthaltenen Unbestimmtheiten könnte es jedoch sein, dass der Entwurf Gebhardt nicht vollends zufrieden stellen wird -- auch wenn das Recht auf Privatkopie zwar formal erhalten bleiben, das Umgehen von Kopierschutzmechanismen aber verboten werden soll.

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