Die Zukunft von MobilCom bleibt vorerst unklar

Es spricht einiges dafür, dass noch nicht das letzte Kapitel der MobilCom-Story geschrieben ist: France Telecom wird die Büdelsdorfer kaum in den Ruin treiben wollen, zuviel hätte der französische Konzern selbst zu verlieren.

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  • Eckart Gienke
  • dpa

Es spricht einiges dafür, dass noch nicht das letzte Kapitel der MobilCom-Story geschrieben ist: France Telecom wird die Büdelsdorfer kaum in den Ruin treiben wollen, zuviel hätte der französische Konzern selbst zu verlieren.

France Telecom hat MobilCom-Chef Gerhard Schmid endgültig die Partnerschaft aufgekündigt, aber die Zukunft des Unternehmen ist damit keineswegs klarer geworden. "Vieles ist rational nicht nachvollziehbar", sagt Analyst Hans Huff von der Bankgesellschaft Berlin. "Die Akteure sind auf beiden Seiten unberechenbar." Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält das Manöver für einen Trick: "France Telecom will Schmid und die Aktionäre nur günstig aus dem Unternehmen herauskaufen." Und bei MobilCom selbst wiegelt der Sprecher ab: "Alle Beteiligten sind in Gesprächen, um die Situation zu lösen."

Fest steht derzeit nur, dass alle unter Zeitdruck stehen: Ende Juli muss MobilCom einen Großkredit über 4,7 Milliarden Euro ablösen. Das geht nur mit Hilfe von France Telecom. Wenn die Franzosen nicht mitziehen und den Geldhahn zudrehen, muss MobilCom in die Insolvenz. "Die Gefahr besteht", sagt Unrau. "Aber ich gehe nicht davon aus."

Einige gewichtige Gründe sprechen dagegen, dass France Telecom die Schleswig-Holsteiner über die Klinge springen lässt: Zum einen sind die Franzosen selbst mit 28,5 Prozent der Anteile einer der größten Aktionäre, würden also ihr eigenes Kapital vernichten und sich den Marktzutritt auf dem größten europäischen Mobilfunkmarkt unnötig erschweren.

Zum anderen gibt es ein rechtsgültiges Vertragswerk, das nach Lesart von MobilCom den Ausstieg der Franzosen gar nicht zulässt und sie zu weiteren Zahlungen verpflichtet. Das sieht France Telecom anders; eine gerichtliche Klärung würde sicher Jahre in Anspruch nehmen. Bei einer Insolvenz würden sich der Insolvenzverwalter und vor allem die Banken aber zunächst einmal an France Telecom halten. Das kann teuer werden. Allerdings weiß niemand genau, wozu sich France Telecom vertraglich verpflichtet hat, weil die Verträge nicht veröffentlicht sind.

Bankanalyst Huff setzt darauf, dass es sich France Telecom mit den Banken nicht verscherzen will. "Die Banken haben bei einer Insolvenz der hochverschuldeten MobilCom am meisten zu verlieren. Und France Telecom ist selbst auf das Wohlwollen der Banken angewiesen." Würden die Geldinstitute auf Milliardenforderungen sitzen bleiben, weil France Telecom die MobilCom AG hängen lässt, wäre der Ruf des französischen Staatsunternehmens schwer beschädigt und die Kreditwürdigkeit wohl auch.

So spricht einiges dafür, dass noch nicht das letzte Kapitel der MobilCom-Story geschrieben ist. Schmid jedoch, der die Franzosen mit seinem hartnäckigen Beharren auf Verträgen und Zusagen bis zur Weißglut gereizt hat, wird daran wohl nicht mehr mitwirken. Ein dubioses Aktiengeschäft mit der Firma seiner Frau hat für die Vertreter von France Telecom das Fass zum Überlaufen gebracht.

Die beiden Vertreter des Großaktionärs konnten sich im Aufsichtsrat aber nicht gegen eine Mehrheit von Schmid-Getreuen durchsetzen und scheiterten mit ihrem Versuch, den Gründer aus dem Unternehmen zu drängen. "France Telecom hat nun einmal nicht die Mehrheit und kann deshalb keine Entscheidungsgewalt verlangen", sagt Huff. Gegen seinen Willen ist Schmid, der mit seiner Ehefrau knapp die Hälfte der MobilCom-Aktien hält, kaum aus seiner Funktion zu verdängen.

Nach mehr als drei Monaten Streiterei könnte der Schritt von France Telecom den Druck für eine Einigung erhöhen. Ob damit das Ende von MobilCom eingeleitet wird oder die Wende kommt, mögen nicht einmal professionelle Beobachter mehr vorhersagen. Huff: "Alles ist möglich."

Siehe dazu auch den Hintergrund-Bericht Der Streit zwischen MobilCom und France Telecom. (Eckart Gienke, dpa) / (jk)