Atomkraft: Frankreich plant 14 neue AKW und längere Laufzeiten für alte

Als "Renaissance der französischen Atomkraft" bezeichnet Frankreichs Präsident seine Pläne. Er setzt auch auf Erneuerbare Energien und Kernfusion.

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Macron verkündete die neuen Energie- und Atompläne in Belfort am Produktionsstandort der derzeit leistungsfähigsten Turbinen für Atomkraftwerke.

(Bild: gouvernement.fr)

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Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seine energiepolitischen Pläne konkretisiert. Es sollen sechs neue Atomkraftwerke gebaut werden, außerdem der Bau acht weiterer AKW geprüft werden, sagte Macron am Donnerstag in Belfort. Wenn die Sicherheitskriterien es zuließen, solle die Laufzeit aller bestehender AKW verlängert werden. Macron hat Betreiber EDF angewiesen zu prüfen, ob dessen AKW länger als 50 Jahre laufen können. Er bezeichnete sein Vorhaben als "Renaissance der französischen Atomkraft".

Macron hatte im November vorigen Jahres angekündigt, dass in dem Land neue Atomkraftwerke entstehen sollen. Dabei war er aber noch vage geblieben. Ebenso hatte er angekündigt, die Erneuerbaren Energien ausbauen zu wollen. Auch hier wurde Macron in seiner Rede in Belfort (PDF) etwas konkreter. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen solle bis 2030 verdoppelt und bis 2050 weiter gesteigert werden. Dabei solle vor allem die Solarenergie ausgebaut werden, zudem würden vor den Küsten Frankreichs am Atlantik und im Mittelmeer bis 2050 rund 50 neue Offshore-Windparks entstehen. Erneuerbare Energien seien inzwischen rentabel und schneller verfügbar als neue Reaktoren, meinte Macron.

Für das energiepolitische Programm setzt Macron 2 Milliarden Euro Haushaltsmittel für die Entwicklung und der beschleunigten Anwendbarkeit erneuerbarer Energie und der Atomkraft an. Hier verwies Macron auf das Konzept der Small Modular Reactor, sogenannten Mini-AKW, die er als mögliche Ergänzung zu bestehender Atomkrafttechnik bezeichnete. Die französische Regierung plant ein Förderprogramm für die Erforschung neuer Reaktoren mit Kernspaltung, auch für Kernfusion.

Macron war in Belfort zugegen, weil Frankreichs überwiegend staatlicher Energiekonzern EDF eine Vereinbarung zum mehrheitlichen Rückkauf der AKW-Turbinensparte GE Steam Power vom US-Unternehmen General Electric (GE) mit Belfort als wichtigstem Standort angekündigt hatte. Die ehemals zum Alstom-Konzern gehörende Atomsparte in Belfort war 2015 zu Macrons Zeit als Wirtschaftsminister an das US-Unternehmen verkauft worden.

Aktuell bereiten EDF mögliche Korrosionsschäden in seinen AKW Sorgen. Vergangenes Jahr gingen bereits fünf Reaktoren für Wartungsarbeiten vom Netz. Diese Woche kündigte EDF eine Revision von drei weiteren Kraftwerken wegen möglicher Schäden an und korrigierte seine für 2022 erwartete Atomstromproduktion erneut nach unten.

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Frankreich ist der nach den USA zweitgrößte Atomstromproduzent der Welt, auch nach der Katastrophe 2011 in Fukushima Daiichi hielt das Land anders als Deutschland an der Atomkraft fest. Aktuell stehen dort 56 Reaktoren an 18 Standorten. "Frankreich wählt seine Unabhängigkeit und Freiheit", sagte Macron, der die Atomkraft als unverzichtbaren Baustein der Energiewende bezeichnete. Auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität werde der Strombedarf um 60 Prozent steigen, erneuerbare Energien alleine könnten dies nicht abdecken. Der sicherste und sauberste Weg dazu sei die Atomenergie, die zudem Arbeitsplätze schaffe und die Industrialisierung des Landes vorantreibe.

(anw)