Berlinale verschlüsselt Filmdaten quantensicher

Zwischen Filmverteilungszentrum und Berlinale-Palast schützt Quantenkryptografie die Premierenfilme. Der Schlüsselaustausch gilt als physikalisch unabhörbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 138 Kommentare lesen

Parallel zum Videostream der Premierenfilme im Berlinale-Palast findet in diesem Jahr ein fortwährender Quantenschlüsselaustausch statt.

(Bild: Berlinale / Daniel Seiffert)

Lesezeit: 2 Min.

Publikumswirksam setzt Colt als Netzwerkdienstleister der diesjährigen internationalen Filmfestspiele in Berlin erstmals Quantenkryptografie ein. Über die 8,7 Kilometer lange Glasfaserverbindung zwischen dem Rechenzentrum des Festivals und dem Berlinale-Palast findet auf einer separaten Faser ein Quantenschlüsselaustausch (quantum key distribution, QKD) statt. Beim QKD-Verfahren werden Quantenzustände meist in Form einzelner Photonen übermittelt. Die Sicherheit vor Lauschangriffen beruht darauf, dass ein Mithörer die während des Schlüsselaustauschs abgehörten Quantenzustände gemäß der Gesetze der Quantenphysik unweigerlich verändern und sich damit verraten würde.

In der konkreten Installation erreichen die QKD-Server von ID Quantique eine Schlüsselaustauschrate von 2,5 Kilobit pro Sekunde. Diese Rate wird in der Anwendung auf der Berlinale bei Weitem nicht ausgenutzt. Die eingesetzten Encryptoren von Adva erzeugen daraus für jede Filmminute lediglich einen neuen 256-Bit-Schlüssel. Diesen verknüpfen sie zusätzlich mit einer Verschlüsselung nach dem traditionellen Diffie-Hellman-Protokoll. „Das entspricht regulatorischen Vorgaben. So lange das QKD-Verfahren noch nicht etabliert und anerkannt ist, garantiert die kombinierte Verschlüsselung zumindest die Sicherheit des Diffie-Hellman-Standards“, erläutert Dr. Nino Walenta, Forscher am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Berlin und technischer Projektleiter des OpenQKD-Projektes auf der Berlinale.

Der Schutz der Premierenfilme gilt als Beispiel für eine Anwendung für den Quantenschlüsselaustausch im Live-Betrieb. Der Veranstalter muss die Filme gesichert übertragen, um wirtschaftliche Schäden durch Leaks zu vermeiden. Das QKD-Verfahren bietet sogar Sicherheit gegenüber Angriffen mit Quantencomputern der Zukunft. Verschlüsselte Berlinale-Streams könnten also mitgeschnitten, ihre Verschlüsselung aber auch Jahre später durch Quantencomputereinsatz nicht geknackt werden. Allerdings dürfte diese Sorge ohnehin eher unrealistisch sein.

(agr)