Stoiber will Gewalt in Computerspielen verbieten

Nach dem Amoklauf an einem Erfurter Gymnasium forderte Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber ein Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen.

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Von
  • Rudolf Opitz

Als Reaktion auf den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt sprach sich Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber für ein Verbot von Gewaltdarstellungen in Computerspielen aus. Auf einer Landesdelegiertenversammlung seiner Partei in München sagte der CSU-Chef, die Gesellschaft brauche dringend eine Diskussion über Akzeptanz und Nachfrage von Gewalt und größere Intoleranz gegenüber deren Verherrlichung.

Am gestrigen Freitag erschoss ein 19-jähriger ehemaliger Schüler des Gymnasiums 13 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten, bevor er sich selbst das Leben nahm. Nach Polizeiinformationen war der Amokläufer ein "sehr aktives" Mitglied eines Schützenvereins und besaß Besitzkarten für langläufige Waffen.

Uwe Wetter vom Berufsverband Deutscher Psychologen erklärte, Gewaltdarstellung in Fernseh- und Videoprogrammen sowie auf dem Computer konditioniere potentielle Täter. Das Training durch Videospiele schaffe zusätzliche Schießkompetenz, so der Psychologe Bernd Jötten. Polizeipsychologe Adolf Gallwitz vertritt die Ansicht, die Beschäftigung mit Gewalt und Rache werde gefördert durch Computerspiele oder Filme, gegen Amokläufer gebe es jedoch keinen 100-prozentigen Schutz. Schüler und Lehrer sollten vielmehr auf Hinweise achten, die es häufig vor einem Amoklauf gebe und diese Tat zum Anlass nehmen, über Gewalt und Konfliktbewältigung zu sprechen und mehr Verantwortung für einander zu übernehmen.

Zu den Ereignissen in Erfurt siehe auch die Berichterstattung in Telepolis: (rop)

  • Zeitbombe Schützenvereine -- Eines hatten alle jugendlichen Amokläufer der jüngsten Vergangenheit gemeinsam: Praxis an der Waffe.
  • Aufmerksamkeitsterror -- Anmerkungen anlässlich des Massakers von Erfurt über die Wirkung der Medien, das Verlangen nach Prominenz und Prinzipien der Aufmerksamkeitsgesellschaft.
  • Deutsche Verhältnisse -- Der Erfurter Amokläufer macht deutlich, dass nicht nur Terroristen, Schläfer und Fundamentalisten Bedrohungen darstellen, sondern die Gewalt auch in den eigenen Reihen jederzeit und überall explodieren kann.
  • Die Leerstelle der Gewalt -- Beim Schulmassaker von Erfurt sind die Medien mit ihren Stoßtrupps vor Ort.