Freenet plant für die Zeit nach MobilCom
Der Internet-Dienstleister, mehrheitlich im Besitz von MobilCom, verhandelt bereits mit anderen Netzpartnern, hofft aber auf ein Abwenden der MobilCom-Insolvenz.
Der Internet-Dienstleister Freenet, zu 76 Prozent im Besitz der nach dem Streit mit Großaktionär France Telecom angeschlagenen Telefon-Gesellschaft MobilCom, plant bereits für eine Zeit nach MobilCom. Angesichts einer immer noch möglichen Insolvenz der Muttergesellschaft sucht Freenet nach einem anderen Partner, der die Leitungen zur Verfügung stellt. Vorstandschef Eckhard Spoerr meinte gegenüber der Financial Times Deutschland, dass man mit anderen Netzanbietern verhandle. "Ich hoffe, dass das nicht nötig wird, aber wir müssen natürlich für den schlimmsten Fall vorsorgen", betonte Spoerr gegenüber dem Blatt.
Der Internet-Dienstleister, der im vergangenen Jahr das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften, verfehlte, wollte eigentlich bereits die Festnetz-Sparte von MobilCom übernehmen, deren Verkehrsaufkommen größtenteils mit Aktivitäten von Freenet bestritten wird. Die Vorbereitungen zur Übernahme sind eigentlich abgeschlossen, wegen des Streits zwischen den Großaktionären der Mobilcom hat der Aufsichtsrat die Entscheidung zum Verkauf allerdings vertagt. "Wir wollen natürlich weiterhin das Mobilcom-Festnetz", sagte Spoerr gegenüber der FTD, "das hat für uns Priorität Nummer eins."
Ob MobilCom in die Insolvenz schliddert, entscheidet sich in den nächsten Tagen; bislang garantiert France Telecom noch den täglichen Betrieb und verhandelt weiter mit den Gläubigerbanken von MobilCom. Der MobilCom-Aufsichtsrat wird voraussichtlich in der kommenden Woche zu einer Krisensitzung zusammenkommen, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Die meisten Bankanalysten und Medien rechnen damit, dass es dann zum Abgang des Vorstandschefs kommt und France Telecom das Heft in Büdelsdorf in die Hand nimmt. Ansonsten drohe MobilCom die Insolvenz, hieß es am Donnerstag aus Paris -- denn ohne eine Ablösung Schmids sind die Franzosen nicht bereit, den am Ende Juli fälligen Großkredit über 4,7 Milliarden Euro zu bedienen. Als Nachfolger für Schmid, der gemeinsam mit seiner Ehefrau knapp die Hälfte der MobilCom-Aktien besitzt, gilt Finanzchef Thorsten Grenz als wahrscheinlichster Kandidat. Sollte Schmids Ablösung wie von France Telecom geplant über die Bühne gehen, kann Freenet auch wieder darauf hoffen, die MobilCom-Festnetzsparte in eigener Regie betreiben zu können. (jk)