Kein Ende im Telekom-Theater

Auch an diesem Wochenende widmen sich zahlreiche Medienberichte ausführlich den Querelen beim deutschen Telefonriesen.

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Von
  • Tim Gerber

Der Telekom steht möglicherweise eine Millionen-Klage wegen falscher Rechnungen ins Haus. Gegenüber der Welt am Sonntag wiederholte der Geschäftsführer der Telefonkunden-Gemeinschaft Communitel, Bernd Stötzel, seine Vorwürfe aus dem vergangenen Jahr. Man habe bei der Analyse von 100 Millionen Datensätzen aus den Jahren 1999 bis 2001 Rechnungsfehler in Höhe von mehreren Millionen Mark zu Lasten der Kunden entdeckt. Nun droht Stötzel mit einer Strafanzeige wegen Betruges gegen Telekom-Vize-Chef Gerd Tenzer, sollte sich dieser nicht bis Donnerstag persönlich um die "Verfehlungen" gekümmert haben. Die Telekom reagierte umgehend und wies die Anschuldigungen zurück. Telekom-Sprecher Ulrich Lissek erklärte nach Medienberichten, das Unternehmen habe seinerseits juristische Schritte gegen Stötzel eingeleitet, weil dieser der Telekom einen zweistelligen DM-Millionenbetrag schulde.

Eingeräumt hat Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) Fehler bei der Ablösung Ron Sommers. Die Bundesregierung als Vertreter des Hauptaktionärs hatte mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand des Konzerns eigentlich eine Ablösung Sommers nach der Bundestagswahl vereinbart, sagte Eichel dem Berliner Tagesspiegel.

Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer kritisiert die Bundesregierung wegen der Personalquerelen bei der Deutschen Telekom. Nachdem Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber das Thema "hochgezogen" habe, seien "einige in der Regierung offenbar nervös geworden", sagte Sommer, der im Aufsichtsrat der Telekom sitzt, dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. "Dass eine so wichtige Personalie in aller Öffentlichkeit debattiert wurde, war fatal". Das habe "dem Unternehmen schwer geschadet".

Zugleich warf der DGB-Chef einigen seiner Aufsichtsratskollegen bei der Telekom vor, mit der Personalie verdeckt Wahlkampf für Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber gemacht zu haben. Einige Aufsichtsräte der Kapitalseite hätten in den vergangenen Wochen "die Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer betrieben", sagte der DGB-Chef. Dabei hätten "wohl nicht nur betriebswirtschaftliche Erwägungen eine Rolle gespielt". Sommer warnte zudem davor, das Unternehmen schlecht zu reden. "Die Telekom ist kein Sanierungsfall", sagte der Gewerkschafter. Er könne nur davor warnen, jetzt "von Strategiewechsel, neuer Organisation oder gar verstärktem Personalabbau zu reden".

Der am Dienstag als Chef der Deutschen Telekom zurückgetretene Ron Sommer kann nach einem Bericht des Spiegel möglicherweise auf eine deutlich höhere Abfindung hoffen, als bisher angenommen. Sommers Vertrag habe neben einer garantierten Laufzeit bis 2005 auch die Option auf eine Verlängerung um weitere drei Jahre enthalten, berichtet das Blatt unter Berufung auf Telekom-Manager.

Damit stünden Sommer nicht nur drei sondern sechs Jahresgehälter zu. Bei einer jährlichen Vergütung von geschätzten 2,5 Millionen Euro müsste die Telekom dann rund 15 Millionen Euro allein aus den garantierten Festbezügen überweisen. Offen sei zudem, ob und in welcher Höhe Sommer zusätzlich einen Gegenwert für die Aktienoptionen erhalte, die ihm der Aufsichtsrat einstimmig eingeräumt habe, berichtet der Spiegel weiter. Experten schätzten deren Wert auf einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag. Finanzminister Eichel hatte in der vergangenen Woche lediglich erklärt, dass es keine gesonderte Abfindung für Sommer gebe, sondern lediglich der Vertrag erfüllt werde. (tig)