Ungarn zahlt Eintauschprämie für 3G-Handys

UMTS-Netze laufen aus. Ungarn zahlt jetzt eine Umstiegsprämie für Mobiltelefone, die LTE noch nicht unterstützen.

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Rechts ein Mobilfunk-Sendemast mit mehreren Antennen, links schwebt die ungarische Flagge

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Gut 56 Euro Zuschuss für den Kauf eines LTE-fähigen Handys können Einwohner Ungarns jetzt einstreichen, wenn sie dabei ein UMTS-Handy (3G) eintauschen. Mit dieser Eintauschprämie möchte die ungarische Telecom-Regulierungsbehörde den Umstieg von den alten 3G-Mobilfunknetzen auf die effizienteren 4G- und 5G-Netze beschleunigen. Die Behörde soll von Rechts wegen unter anderem für effiziente Nutzung des Funkfrequenzspektrums sorgen.

Die Prämie beträgt fix 20.000 Forint (gut 56 Euro). Im Topf liegen fünf Milliarden Forint, also genug Geld für 250.000 Endgeräte-Upgrades. Ungarn hat circa 9,75 Millionen Einwohner. Das Angebot gilt, bis das Budget aufgebraucht ist, spätestens aber bis 17. Juli. Voraussetzung für die Ausschüttung ist ein Wohnsitz in Ungarn, dass man ein altes 3G-Handy abgibt, welches man im zweiten Halbjahr 2021 wenigstens einmal aktiv genutzt hat, dass man ein neues 4G- oder 5G-Handy bei einem Netzbetreiber oder teilnehmenden Händler erwirbt, und dass das neue Gerät mindestens 20.000 Forint aber nicht mehr als 120.000 Forint inklusive 27 Prozent Umsatzsteuer (337 Euro brutto respektive 265 Euro netto) kostet.

Sollte am 8. Mai noch Geld übrig sein, wird die Eintauschprämie auf alte GSM-Handys (2G) ausgeweitet. Ungarische Mobilfunk-Netzbetreiber haben bereits mit der schrittweisen Abschaltung der 3G-Netze begonnen. Die dabei frei werdenden Frequenzen können sie für 4G- (LTE) oder 5G-Mobilfunk nutzen ("refarming"), und damit wesentlich mehr Kapazität in ihren Netzen schaffen. Im Juli 2023 soll es in Ungarn kein UMTS-Netz mehr geben.

Die Grundversorgung mit noch älteren GSM-Netzen (2G) bleibt bis auf Weiteres unangetastet. Diese Netze sind zwar, was das Funkfrequenzspektrum angeht, noch weniger effizient; sie nutzen aber vergleichsweise wenig Frequenzspektrum, weil sie für Sprachdienste konzipiert wurden, nicht für Datendienste. Die Netzbetreiber könnten mit frei werdenden GSM-Frequenzen lange nicht so viel anfangen wie mit den UMTS-Frequenzen.

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Gleichzeitig gibt es zahlreiche fest installierte Geräte, von Aufzügen über Alarmanlagen bis zu Kopiergeräten und Heizungen, die mit GSM-Modulen ausgestattet sind. Sie auszutauschen, ist relativ kostspielig. Und da praktisch alle in Europa genutzten 3G-Handys auch über GSM telefonieren können, garantieren die alten 2G-Netze nach der Abschaltung der 3G-Netze eine Grundversorgung für alle Teilnehmer – darunter auch Roaming-Gäste, deren Heimnetzbetreiber vielleicht noch kein 4G-Roaming in Ungarn ermöglicht.

In Deutschland war bereits Ende 2021 Schluss mit dem Mobilfunkstandard 3G/UMTS, während 2G ebenfalls noch kein Ablaufdatum hat. Ein erheblicher Nachteil der alten GSM-Netze sind Schwachstellen im Mobilfunkstandard. Die Verschlüsselung zwischen Endgerät und Netz ist so schlecht, dass sie in Echtzeit geknackt werden kann. Dann lassen sich Anrufe und Textnachrichten abfangen. Weil sich die Sender gegenüber dem Endgeräte nicht identifizieren müssen, können Angreifer auch eigene Sender in Betrieb nehmen und gefälschte Anrufe und SMS absetzen.

(ds)