Facebook bietet 90 Millionen Dollar Entschädigung für heimliches User-Tracking

Ausgeloggte Nutzer über alle möglichen Webseiten weiterverfolgt – das hat Facebook lange heimlich gemacht. US-Usern winken jetzt ein paar Groschen.

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Facebook-Daumen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Ohne es offenzulegen, hat Facebook jahrelang Nutzer auch dann auf fremden Webseiten auf Schritt und Tritt verfolgt, wenn sich diese Nutzer explizit aus Facebook ausgeloggt hatten. Es folgten mehrere Sammelklagen in den USA. 2017 gelang es Facebook sogar, die Verfahren einstellen zu lassen. Doch das hat ein Bundesberufungsgericht 2020 wieder aufgehoben (Davis et al v Facebook, 9th Circuit, Az. 17-17486). Jetzt haben sich Facebook und die Kläger auf einen Vergleich geeinigt.

Statt der ursprünglich geforderten Dutzenden Milliarden Dollar dürfte der Facebook-Konzern Meta Platforms mit 90 Millionen US-Dollar Entschädigungszahlungen davonkommen – vorausgesetzt, das zuständige Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien genehmigt den Vergleich. Ausgehandelt wurde er mithilfe eines Mediators.

Von den 90 Millionen Dollar geht ein Brocken an die Anwälte der Kläger. Da hier mindestens 21 Klagen zusammengefasst sind, und die jeweiligen Anwälte seit 2011/2012 an dem Verfahren arbeiten, kommt einiges zusammen. Die Juristen haben insgesamt rund 26 Millionen Dollar Honorare zuzüglich Auslagen angemeldet. Auch die Verwaltung des Fonds sowie Druck und Versand der Entschädigungsschecks kostet. Der Rest kann unter den geschätzt 126 Millionen US-Amerikaner verteilt werden, die Facebook im Zeitraum 22. April 2010 bis 26. September 2011 genutzt haben.

In seinem Antrag an das Gericht verweist Meta auf eine Statistik der US-Handelsbehörde FTC (Federal Trade Commission), wonach bei über 100 erfolgreichen US-Sammelklagen im Median nur 4-5 Prozent der Berechtigten einen Antrag auf Auszahlung gestellt haben. Außerdem erwähnt Meta einen Rechtsprofessor, der herausgefunden habe, dass die Antragsrate bei sehr großen Sammelklagen (mehr als 2,7 Millionen Berechtigte) unter 1,5 Prozent liegt.

Sollten nach Abzug der Anwaltshonorare und aller anderer Kosten 54 Millionen Dollar im Topf bleiben, und sich ein Prozent der Berechtigten anmelden, könnte jeder gut 42 US-Dollar bekommen (gut 37 Euro). Je mehr ihre Auszahlung fordern, desto weniger bekommt jeder.

Technisch beobachtet Facebook Nutzer über die "Like"-Knöpfe, die auf so vielen Webseiten eingebaut waren und oft noch immer sind. Weil die Bildchen direkt von Facebook-Servern geladen werden, müssen die Nutzer gar nichts anklicken – es sei denn, sie werden durch so etwas wie den c't Shariff geschützt.

Das beobachtete Nutzungsverhalten kann Facebook in höhere Einnahmen von Werbekunden ummünzen. Der Datenkonzern gibt an, mit den im erwähnten Zeitraum gesammelten Daten nicht mehr als die nun gebotenen 90 Millionen Dollar verdient zu haben. Die damals gesammelten Daten würden bei Genehmigung des Vergleichs gelöscht, verspricht Meta.

Das Verfahren heißt In re: Facebook Internet Tracking Litigation und ist am US-Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien unter Az. 12-md-02314 anhängig. Eine Anhörung zu dem Vergleichsantrag ist für 31. März anberaumt.

Siehe auch:

(ds)