KPNQwest-Insolvenz sorgt für erste Netz-Unsicherheiten

Der Braunschweiger KPNQwest-Downlink Gärtner Datensysteme war heute Nacht offline. Ein Zulieferer hatte kurzerhand die Leitung abgeschaltet, weil die Miete von KPNQwest ausblieb.

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Von
  • Holger Bleich

Die Insolvenz des IP-Carriers KPNQwest sorgt im deutschen IT-Business für hektische Betriebsamkeit, bisweilen auch überstürzte Aktionen. Aus der Furcht heraus, KPNQwest könnte seinen Glasfaser-Backbone und damit auch die Zugänge seiner "Downstreams" abschalten, wechseln viele Kunden derzeit ihre Carrier-Verträge. Dabei kann es dann schon einmal zu kurzen Ausfällen kommen.

So geschehen heute Nacht beim Braunschweiger Systemhaus Gärtner Datensysteme. Am Mittwochmorgen ab etwa 2.50 Uhr war dessen Rechenzentrum vom weltweiten Datennetz abgeschnitten. Die einzige Anbindung bestand bis dato aus einer 34MBit/s-Leitung nach Hannover zum Glasfaser-Euroring des holländischen Carriers. KPNQwest wiederum hatte diese Upstream-Leitung bei der Hannoveraner Telefongesellschaft HTP angemietet.

HTP hat nach eigener Aussage "schon seit Monaten" kein Geld mehr für die Bereitstellung der Leitung gesehen. Nach der Insolvenz-Anmeldung der KPNQwest Germany GmbH am Freitag schrieb man es wohl endgültig ab, die Miete bald eintreiben zu können. Kurzerhand kündigte HTP den Vertrag und bot Gärtner die Übernahme der Leitung an. Als das Braunschweiger Systemhaus -- längst in Verhandlungen mit anderen Carriern -- nicht sofort zusagte, teilte HTP am gestrigen Dienstag per Fax mit, dass die Verbindung "am Mittwoch" getrennt werde.

Gärtner reagierte schnell und stellte seine Anbindung auf den Braunschweiger Provider BCC um. Bis allerdings die Routen zu den neuen Upstream-Partnern Cable & Wireless und UUnet die Runde machten, wurde es Vormittag. Die Internet-Auftritte der Gärtner-Kunden, darunter etwa die Braunschweiger Zeitung und der Westermann-Verlag, waren dann wieder online.

Es steht zu befürchten, dass dererlei Missverständnisse in der nächsten Zeit zu weiteren Ausfällen von Web-Präsenzen führen werden, zumal aktuelle Pressemeldungen die Befürchtungen weiter schüren. So will der Branchendienst Total Telecom gestern von Mitarbeitern der KPNQwest-Netzwerkzentrale in Brüssel erfahren haben, dass der Glasfaserring des insolventen Carriers in den nächsten Tagen abgeschaltet werden soll. KPNQwest selbst erklärte dagegen am Montag, der Betrieb des Netzwerks sei für mindestens vier Wochen gesichert.

Zur Situation bei KPNQwest siehe:

There’s an English article about KPNQwest’s bankruptcy available with some background information from prior German articles: KPNQwest Files For Bankruptcy. (hob)