Windows 11: Insider Build bringt Microsoft-Konto-Pflicht für Pro-Edition

Im Windows 11 Insider Preview-Build 22557 führt Microsoft Online-Verbindungszwang sowie Microsoft-Konto-Pflicht auch für Windows 11 Pro ein. Ein Versuchsballon?

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(Bild: Curt Bauer / Shutterstock)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Günter Born

Zum 16. Februar 2022 hat Microsoft die Insider Preview Build 22557 im Entwicklerkanal freigegeben, die kontroverse Neuerungen mit sich bringt: eine Microsoft-Konto-Pflicht sowie einen Online-Zwang bei der Ersteinrichtung.

Die Änderungen können beim schnellen Überfliegen des etwas länglichen Texts im Windows Blog leicht übersehen werden. Am Rande wird erwähnt, dass TKIP und WEP als veraltet nicht weiter unterstützt werden und daher nur noch Internetverbindungen per WPA2 oder WPA3 möglich seien. Auch bei der Windows 11 Pro-Edition werde künftig eine Internetverbindung (ähnlich wie schon bei der Windows 11 Home Edition) während der Ersteinrichtung des Geräts (OOBE) erforderlich sein.

Zudem wird beim Einrichten eines Windows 11-Systems für den persönlichen Gebrauch auch ein Microsoft Konto benötigt. Diese Bedingung trifft faktisch auf alle Windows-11-Installationen zu, die nicht in einer Unternehmensumgebung verwaltet werden, zum Beispiel in einer Domain per Active Directory. Tester sollten davon ausgehen, dass dieses Microsoft-Konto für spätere Windows-Insider-Versionen erforderlich sein wird. Nachdem wir eine Testinstallation von Build 22557 auf Werkseinstellungen zurückgesetzt haben, ließ sich ein lokales Konto allerdings noch ohne Bastelei einrichten.

Microsoft will offenbar mit dem kleinen Kreis der Windows-11-Insider testen, ob dies einen Aufschrei der Community verursacht, oder ob das Ganze stillschweigend oder leise grummelnd akzeptiert wird. Der Zwang zur Verwendung von Microsoft Konten ist ja ein lange gehegtes Vorhaben Microsofts. Bei Windows 10 Home 1909 versuchte Microsoft diesen Ansatz bereits 2019 mit US-Benutzern.

Ende 2019 gab es dann auch einen entsprechenden Versuch, deutsche Nutzer von Windows 10 Home 1909 auf ein Microsoft-Konto zu zwingen. Mit einem Trick lässt sich das aber umgehen: Trennt man die Internetverbindung beim Setup, legt Windows 10 ein lokales Benutzerkonto an.

Bislang lässt sich Windows 11 Home während der Ersteinrichtung (OOBE) trotz Onlinezwangs ein lokales Konto unterschieben, indem man als Mailadresse schlicht "Microsoft" und als Passwort irgendetwas eintippt. Doch Microsofts Richtung scheint klar zu sein: Es läuft auf einen Online-Zwang mit Microsoft-Konten für Heimanwender sowie für Geschäftsanwender in nicht verwalteten Umgebungen hinaus. Letzteres dürfte Kleinunternehmen und Freiberufler treffen, die keine Domäne zur Verwaltung der Windows-10-Pro-Clients einsetzen können. Unklar ist, bb sich zukünftig nach der Erstinbetriebnahme durch Administratoren noch zusätzliche lokale Benutzerkonten einrichten lassen.

Microsoft sieht sich möglicherweise im Trend, weil Mobilgeräte unter Android oder iOS oder auch Apples Macs mit Online-Konten kommen. Aber alle diese Geräte können bisher ohne Online-Konto in Betrieb genommen werden, sofern der Benutzer auf bestimmte Funktionen wie Stores oder Cloud-Speicher der Hersteller Apple und Google verzichtet. Microsoft setzt dagegen zwingend eine Online-Verbindung für die Inbetriebnahme des Windows-11-Desktop-Betriebssystems voraus, sonst geht nichts. Und ein Microsoft-Konto ist auch als verpflichtend angedacht.

Problematisch wird es auch, wenn solche Systeme in Gegenden mit fehlender oder schlechter Internetverbindung aufgesetzt werden sollen. Auch die Fälle, in denen das Windows-Setup bei der Inbetriebnahme keine Treiber für LAN- oder WLAN-Chips findet und dadurch die Internetverbindung fehlt, verhindern mit diesem Ansatz die erfolgreiche Installation von Windows 11. Im Hinterkopf sollte man auch die immer wieder aufkommenden $(LEhttps://www.borncity.com/blog/2020/08/14/microsoft-kontensperrungen-und-die-onedrive-nacktfotos/:Fälle willkürlicher Online-Kontensperren durch Microsoft|_blank) behalten. Wenn alles über Microsoft Konten online synchronisiert wird, geraten schnell Inhalte auf OneDrive oder Online, die dort nichts zu suchen haben.</div><div class="text">Alles in allem erinnert das Ganze fatal an die Kundengängelung durch den Label-Printer-Hersteller Dymo, der vor Tagen hier ein Thema war haben. Bleibt abzuwarten, wie die Community der Windows 11 Insider auf den neuen Schwenk reagiert.

(axk)