Zank um Satellitennavigationssystem Galileo

Deutschland und Italien streiten sich angeblich darüber, wer die Arbeitsplätze für das Prestigeobjekt gewinnt.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Europas bislang ehrgeizigstes Technologievorhaben im noch jungen Millenium, das Satellitennavigationssystem Galileo, tritt auf der Stelle: Nach Informationen der Financial Times Deutschland ist zwischen Deutschland und Italien ein heftiger Streit darüber entbrannt, wer das Prestigeobjekt im Einzelnen finanziert und welches Land die zahlreichen Arbeitsplätze -- von bis zu 100.000 ist die Rede -- in der Luft- und Raumfahrttechnik sowie der Telekommunikationsindustrie gewinnt.

Bis 2008 sollen für das insgesamt 3,6 Milliarden Euro teure Navigationssystem 30 Satelliten ins All geschossen werden, die den gesamten Globus abdecken und mit einer Genauigkeit von einem Meter präziser als der US-Konkurrent GPS (Global Positioning System) navigieren. Galileos Navigationsdienstleistungen sollen dabei sowohl von der Transportwirtschaft als auch von Rettungsdiensten und für militärische Zwecke genutzt werden.

Beim deutsch-italienischen Streit geht es nach dem Bericht der Zeitung in erster Linie um die Frage, welcher Partner wie viel von den 1,1 Milliarden Euro Entwicklungskosten bezahlt, die jeweils zur Hälfte aus dem EU-Haushalt und von der europäischen Weltraumorganisation ESA finanziert werden. Weil beim Galileo-Programm langfristig milliardenschwere Aufträge für die nationale Hightech-Industrie abfallen, die dann gemäß der Einzahlung aufgeteilt werden, wollten sowohl Berlin als auch Rom die "Systemführerschaft" übernehmen.

Berechnungen hätten zum Beispiel ergeben, dass bei einer deutschen Industrieführerschaft jeder in Galileo investierte Euro langfristig mehr als zwölf Euro für die deutsche Wirtschaft einbringen würde. Weil sich Berlin und Rom nicht einigen könnten, stehe jetzt allerdings sogar das seit 1994 geplante und erst im März verabschiedete Programm auf dem Spiel. (pmz)