Microsoft lässt Windows XP funken
Der Software-Riese will in seiner nächsten Windows-XP-Version eigene Treiber für die Funktechnik Bluetooth einbetten.
Der Software-Riese Microsoft will in der nächsten Version des Betriebssystems Windows XP eine Software-Unterstützung für die Funktechnik Bluetooth einbetten. Das meldet der Nachrichtendienst CNet. Fachleute hatten diese Neuerung schon mit dem aktuellen Service Pack 1 für Windows XP erwartet. Was der Vorstoß in der Praxis bringen wird, ist aber noch unklar.
Oberflächlich und aus Sicht des Windows-Anwenders betrachtet, erscheint der Schritt unnötig, denn jeder Hersteller liefert Bluetooth-Erweiterungen für PCs mit Treibern und Programmen für Windows -- auch die vom Werk in Laptops oder PC-Boards eingebauten Bluetooth-Komponenten sind Windows-seitig versorgt. Doch die Bedienung und die Terminologie der verschiedenen Programme können derart unterschiedlich sein, dass zum Beispiel die Kopplung zweier Notebooks für eine simple Bluetooth-Dateiübertragung nur erfahrenen und hartnäckigen Nutzern gelingt. Deshalb würden manche der Bluetooth-Hersteller eine einheitliche Software für alle Bluetooth-Geräte in PCs begrüßen.
Ersten Plänen zufolge wollte Microsoft genau das verwirklichen: eine für alle Bluetooth-Lösungen einheitliche Software. So würden sich unabhängig vom Hersteller alle Bluetooth-Module, die über das Host Controller Interface (HCI) angesprochen werden, ohne die bisher übliche Treiber-CD des Herstellers in XP einrichten lassen. Dazu gehört der Großteil der aktuellen Bluetooth-USB-Stecker, also Geräte von 3Com, Acer, Allnet, D-Link, Mitsumi, MSI, TDK und vielen anderen.
Doch dieser Ansatz stieß nicht bei allen Bluetooth-Mitspielern auf Gegenliebe. Natürlich am allerwenigsten bei den Herstellern von Bluetooth-Protokoll-Stacks, deren Produkte dann überflüssig wären. Aber auch seitens der Hardware-Hersteller gab es Einwände, weil sie bei diesem Modell keinen Freiraum zur Differenzierung gegenüber dem Mitbewerb sehen. Alle Bluetooth-USB-Module würden also den gleichen, von Microsoft vorgegebenen Funktionsumfang haben, der zudem längst nicht alle heutigen Möglichkeiten der Bluetooth-Spezifikation berücksichtigen würde.
Welche Vorzüge und Nachteile das hat, davon können Apple-Anwender berichten, denn der Mac-Hersteller hat die Integration des Bluetooth-Protokoll-Stacks bereits vor Monaten vollzogen; die aktuelle Mac-OS-X-Version 10.2, genannt Jaguar, hat Bluetooth vom Werk aus eingebaut. Alle oben genannten Bluetooth-USB-Module laufen am Mac und die Bedienung gelingt nach kurzer Einarbeitung. Aber keiner spricht das zur Bluetooth-Vernetzung erforderliche LAN-Access Profile oder das zum Bluetooth-Druck erforderliche Printer Profile an, denn Apple hat nur die wichtigsten Bluetooth-Profile eingebaut, sodass zum Beispiel die Übertragung von Visitenkarten und Kalenderterminen, der Dateitransfer und das Surfen per Handy und Modem möglich sind.
Ob die Befürworter einer flexibleren Lösung bei Microsoft Gehör gefunden haben, ist noch offen. Unklar ist auch, ab wann Endkunden mit einem entsprechenden Update rechnen können. Während manche Fachleute meinen, dass es Nachrüstarchive schon in drei Monaten zum Download geben könnte, glauben andere, dass Microsoft seine Bluetooth-Software erst mit dem Service Pack 2 ausliefern wird -- und den erwarten sie erst "irgendwann im nächsten Jahr". (dz)