MobilCom-Mitarbeitern bläst kalter Wind ins Gesicht
WorĂĽber seit Wochen spekuliert worden war, wurde heute im schleswig-holsteinischen BĂĽdelsdorf und in den Filialen zur bitteren Gewissheit.
Für 1850 Vollzeitarbeitsplätze bei MobilCom kam heute das Aus, außerdem werden drei Standorte geschlossen. Worüber seit Wochen spekuliert worden war, wurde in der Konzernzentrale im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf und bundesweit in den Filialen zur bitteren Gewissheit. Den Glanz, der einst den Börsenstar des Neuen Marktes begleitete, vermochte am Freitag nur die Sonne auf die Glasfassade des Hauptquartiers zu zaubern. Die norddeutsche Septemberkühle spiegelte eher die Stimmung der Belegschaft wieder.
Viele Mitarbeiter, die am frühen Nachmittag zur Betriebsversammlung strömten, gaben sich gegenüber den wartenden Journalisten zugeknöpft, wandten den Blick von Kameras und Fotografen ab. Andere versuchten ihre Gemütslage auf den Punkt zu bringen: "Ich bin froh, dass nach vier Monaten endlich Klarheit herrscht", meinte ein Mitarbeiter der UMTS-Sparte. Nun könne privat gerechnet werden. Viele haben sich in der Vorzeigegemeinde Büdelsdorf -- Motto: "Die junge Stadt." -- ein Häuschen gebaut, Kreditraten müssen abbezahlt werden. Auch seine Kollegen machen sich keine Illusionen mehr: Hier bleiben 50, die die UMTS-Lizenz halten werden." Auf Gerhard Schmid, den Firmengründer, haben sie anfangs noch gesetzt, dass er zurückkäme. Diese Hoffnung ist begraben: "Der muss wohl selber erst einmal sehen, dass er seine Schäfchen ins Trockene bringen muss."
Übel aufgestoßen ist der charismatische Ex-Chef den Gewerkschaftern. "Er ist ein Betriebsrisiko der besonderen Art", sagte Kai Petersen von der IG Metall in Rendsburg. "Durch sein persönliches Verhalten hat er maßgeblich zur Krise des Unternehmens beigetragen." Gemeinsam mit den Betriebsräten und Belegschaften aller Standorte will die Gewerkschaft in den nächsten Tagen prüfen, ob nicht ein wesentlich größerer Teil der Arbeitsplätze gerettet werden kann. "Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht", sagte Petersen. Viele seien nach Büdelsdorf übergesiedelt, um in einer Zukunftsbranche eine Perspektive zu haben. Diese Hoffnung dürfe nicht aufgegeben werden und sich das Unternehmen, trotz der engen Finanzen, nicht aus seiner sozialen Verantwortung stehlen.
Solche Worte schienen am Freitag in Büdelsdorf nur ein schwacher Trost zu sein. Wortkarg verließen die Mitarbeiter die Betriebsversammlung. Den wenigen, die sich dennoch vor die Mikrofone stellten, fiel das Reden sichtlich schwer. Da fast jeder zweite Arbeitsplatz bei MobilCom vor dem Aus steht, erwartete so mancher, selbst betroffen zu sein. "Nur wenn die Verhandlungen mit France Telecom zu einem guten Ende kommen, könnte das Ganze noch von Erfolg gekrönt werden", meinte ein sichtlich deprimierter Mitarbeiter. (Almut Kipp, dpa) / (anw)