i-Mode-Start à la Japan -- ganz langsam

Mehrere hunderttausend i-Mode-Kunden wollte E-Plus bis Ende 2002 gewinnen. Doch ähnlich wie bei der Markteinführung in Japan, hält sich die Begeisterung in Deutschland in Grenzen.

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Von
  • Christoph Dernbach

Mehrere hunderttausend Kunden für den neuen mobilen Internetdienst i-Mode wollte E-Plus-Chef Uwe Bergheim bis Ende 2002 gewinnen. Doch knapp drei Monate nach dem Start von i-Mode in Hannover auf der CeBIT haben sich nur 38.000 Handybesitzer in Deutschland für den neuen Service erwärmen können. Trotzdem löst der bedächtige Start in der Düsseldorfer Zentrale der deutschen Tochter von KPN Mobile keine Panik aus. "Die Zahlen entsprechen ziemlich exakt der Startphase in Japan im Frühjahr 1999 und dort nutzen inzwischen über 33 Millionen Menschen i-Mode", sagt Bergheim selbstbewusst.

Tatsächlich hat sich die Öffentlichkeit selbst im technikverliebten Japan zunächst kaum für das mobile Internetportal von NTT DoCoMo interessiert. "Zur ersten Pressekonferenz zu i-Mode in Japan kamen gerade mal sieben Journalisten und keiner von ihnen hat auch nur eine Zeile geschrieben", erinnert sich Mari Matsunaga, die Chefin des ersten Content-Entwicklungsteams von NTT DoCoMo. Inzwischen gilt i-Mode nach dem Walkman von Sony als populärste japanische Endverbraucher-Marke.

Der i-Mode-Dienst wurde in Japan so populär, weil er erstmals multimediale Spiele und Informationen in Echtzeit fürs Handy bot -- vom Wetterbericht über das Karaoke-Spiel bis hin zu aktuellen Wirtschafts- und Sportnachrichten. Und im Gegensatz zum Klischee wird der Dienst nicht vorwiegend von gelangweilten Pendlern in überfüllten U-Bahnen genutzt, sondern quasi in allen Lebenslagen. "I-Mode ist keine kryptische Technologie, sondern ein Servicekonzept und ein Business-Modell", sagt Bergheim und verweist darauf, dass die Anbieter von Inhalten in Japan 91 Prozent der Umsätze behalten, die von den Kunden für den Content auf der Mobilfunk-Plattform bezahlt werden. In Deutschland nimmt E-Plus 14 Prozent für das Inkasso der Content-Abos. Die im Vergleich zu Japan schlechtere Quote hat führende Inhaltanbieter hierzulande aber nicht davon abgehalten, i-Mode-Dienste einzuführen.

Inzwischen gibt es mehr als 100 i-Mode-Services bei E-Plus -- Tendenz steigend. Medienhäuser wie Bertelsmann (BeMobile), FAZ und Spiegel präsentieren Nachrichten und Analysen für den mobilen Medienkonsumenten. Bei Falk können sich die E-Plus-Kunden Routen für die Autofahrt ausrechnen lassen. Die Bahn offeriert die Alternativen auf der Schiene. Und Angebote wie Playboy.de oder Beate Uhse wollen mit kleinen Bildchen testen, was der Erotikmarkt bei Handynutzern kassieren kann. "In Japan kommen zu über 1500 offiziellen i-Mode-Angeboten noch über 60.000 inoffizielle Sites hinzu, die man über ein i-Mode-Handy abrufen kann", sagt Bergheim. "Da haben wir in Deutschland noch Nachholbedarf."

Im Vergleich zu dem in Japan übermächtigen Mobilfunkdienst NTT DoCoMo steht E-Plus in Deutschland vor einer besonderen Herausforderung. Schließlich kann die KPN-Mobile-Tochter den Markt nicht von der Pole Position aufrollen. In der ersten Startreihe stehen T-Mobile und Vodafone, die inzwischen eigene multimediale Mobilportale angekündigt haben. Diese beruhen allerdings nicht auf der i-Mode-Technologie, sondern auf einer Weiterentwicklung des Mobilfunk-Standards WAP (Wireless Application Protocol). In der ersten Version war WAP bei den Handy-Nutzern durchgefallen. Die beiden Marktführer werden jedoch ihre Mühe haben, das Verlierer-Image von WAP (Spottname: Wait And Pay) durch aussagekräftige Markennamen abzustreifen. (Christoph Dernbach) / (em)