Atomkraft: Habeck prüft Verlängerung der AKW-Laufzeiten – Betreiber winken ab

Zu den Aufgaben seines Wirtschaftsministeriums gehöre angesichts der Krisenlage auch, die Verlängerung von AKW-Laufzeiten zu prüfen, sagte Habeck.

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Robert Habeck am Sonntag im "Bericht aus Berlin".

(Bild: ARD)

Lesezeit: 3 Min.

Angesichts der durch die Sanktionen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine angespannte Energieversorgungslage denkt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) darüber nach, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke und auch der Kohlekraftwerke zu verlängern. Es gehöre zu den Prüfungsaufgaben seines Ministeriums, auch diese Frage zu beantworten, sagte Habeck in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" am Sonntag.

Die drei AKW-Betreiber Eon, EnBW und RWE haben aber bereits Laufzeitverlängerungen eine Absage erteilt, darauf verwies auch Habeck. Die Vorbereitungen der Abschaltungen seien so weit fortgeschritten, dass die AKW nur unter höchsten Sicherheitsbedenken weiterbetrieben werden könnten. "Das wollen wir sicher nicht", sagte Habeck in der ARD. Er wehre die Frage nach einer Laufzeitverlängerung nicht automatisch ab, aber eine Vorprüfung habe ergeben, dass sie nicht helfen würde.

"Wir prüfen alle Reserven", sagte Habeck zu den Kohlekraftwerken, es gebe keine Denktabus. Das gelte auch für Kraftwerke, die bereits abgeschaltet, aber noch verfügbar sind. "Der wirkliche Weg zur energiepolitischen Unabhängigkeit ist tatsächlich der Ausstieg aus den fossilen Energien", sagte Habeck.

Mittelfristig könne er Entwarnung für die Versorgung mit Energieträgern geben, sagte Habeck, aber für den Zeitraum danach müsse der Gashunger möglichst reduziert werden. Die Bundesregierung werde "sehr zeitnah" einen Gasreduktionsplan vorlegen, um die Verletzlichkeit zu verringern.

Für Erneuerbare Energie, Wind und Sonne, gebe es genügend Nachfrage, "die Leute wollen das", sagte Habeck. In diese Techniken werde investiert. Wichtig sei aber auch, der "alten Industrie" zu helfen bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, die auch aus Russland komme, zum Beispiel auf Wasserstoff. Die Umstellung koste analog zu der Erhöhung der Ausgaben für die Bundeswehr auch viel Geld, auch diese Prozesse seien sicherheitsrelevant. Und so wie mehr militärische Sicherheit Investitionen auslöse, so auch die Erneuerbaren Energien. Zudem verwies Habeck darauf, dass die Zahlungen für russisches Erdgas und Öl auch der russische Haushalt finanziert werde. Bundesfinanzminister Christian Lindner bezeichnete in diesem Zusammenhang Erneuerbare Energien am Sonntag im Bundestag als "Freiheitsenergien".

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"Ich hoffe natürlich, dass wir irgendwann wieder normale Handelsbeziehungen auch mit Russland haben werden", sagte Habeck. In der jetzigen Krise seien alle Anstrengungen der Bundesregierung darauf gerichtet, sich aussuchen zu können, mit welchem Land welche Energiepartnerschaften aufgebaut werden. Dazu zählt der Bezug von Flüssiggas, für den schnellstmöglich zwei neue Terminals gebaut werden sollen. "Sollte Russland mutwillig die Versorgung kappen, dann ist die Entscheidung natürlich gefallen, dann werden die Handelsbeziehungen nie wieder aufgebaut werden, das weiß Putin, auch deswegen wäre das tatsächlich der letzte Schritt."

In Deutschland sind momentan noch drei Atomkraftwerke in Betrieb, der 2011 beschlossene Atomausstieg sieht vor, dass sie spätestens zum Ende dieses Jahres vom Netz gehen. Die neue Bundesregierung strebt einen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 an.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)