ESA: Start der ExoMars-Mission im September "sehr unwahrscheinlich"

Die europäische Weltraumagentur muss den Sanktionen der EU Folge leisten. Die Zukunft der Rover-Mission mit russischer Landeplattform ist noch offen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Künstlerische Darstellung des Rovers Rosalind Franklin auf dem Mars

Künstlerische Darstellung des Rovers "Rosalind Franklin"

(Bild: ESA/ATG medialab)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die europäische Weltraumagentur ESA hält den Start der ExoMars-Mission im September 2022 für "sehr unwahrscheinlich". Die gemeinsam mit Russland entwickelte Mission soll einen Rover zum Mars bringen und setzt dabei neben dem Raketenstart vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan auf eine russische Landeplattform. Wie es mit dieser Mission angesichts des Ukraine-Konflikts weitergeht, ist noch nicht entschieden.

Die ESA (European Space Agency) hat sich laut einer Erklärung zur Zusammenarbeit mit Russland mit den Mitgliedsstaaten beraten und wird die von der Europäischen Union beschlossenen Sanktionen umsetzen. Man bedaure die menschlichen Opfer und die tragischen Folgen des Krieges in der Ukraine. Die europäischen Werte hätten die ESA grundlegend geprägt und sollen weiter geachtet werden.

Die europäische Weltraumagentur will die Konsequenzen der Sanktionen genau prüfen. Das schließt auch den Rückzug des Sojus-Programms Russlands von Europas Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana ein. Vor wenigen Tagen hat die russische Weltraumbehörde Roskosmos die Mitarbeit in Kourou beendet und will ihr Personal von dort abziehen, nachdem der russischen Raumfahrt Sanktionen auferlegt wurden.

Die Auswirkungen von Russlands Rückzug aus Kourou werden laut ESA noch untersucht, aber die Weltraumagentur erwähnt insbesondere die bevorstehenden Starts von Vega-C und Ariane 6. Diese dürften sich nach Einschätzung von SpaceNews zumindest verzögern. Die beiden Trägerraketen sind Weiterentwicklungen von Vega und Ariane 5 mit teilweise erhöhter Nutzlast und sollen dieses Jahr erstmals starten.

Während sich diese Raketenstarts wohl nur etwas verzögern, ist Russland ein wichtiger Teil der ExoMars-Mission. Russland soll nicht nur die Proton-Trägerrakete und den Startplatz in Baikonur bereitstellen, der europäische Rover bedient sich auch der russischen Landeplattform "Kazachok", um sicher auf dem Mars anzukommen. Überdies soll die Landeplattform selbst wissenschaftliche Untersuchungen vornehmen.

Sollte sich Russland komplett aus der ExoMars-Mission zurückziehen oder daraus ausgeschlossen werden, wird also nicht nur eine andere Startrampe, sondern auch eine andere Trägerrakete sowie eine neue Landeplattform benötigt.

Anfang dieses Jahres hat die europäische Weltraumagentur nach erfolgreichen Tests noch bestätigt, dass die ESA-Mission mit dem Mars-Rover im September 2022 starten soll. Sollte dieser Termin verstreichen, öffnet sich das nächste Startfenster für eine Reise zum Mars erst wieder in zwei Jahren.

(fds)