Atomkraft: AKW-Betreiber offen für Gespräche über längere Laufzeiten
Bisher waren die deutschen AKW-Betreiber nicht bereit, die Laufzeiten ihrer Kraftwerke zu verlängern. Das hat sich angesichts des Ukraine-Kriegs geändert.
Noch am Wochenende hatten die drei deutschen Betreiber von Atomkraftwerken einer Laufzeitverlängerung eine Absage erteilt. Anscheinend bleibt es nicht bei diesem Nein, berichtet das Handelsblatt. Eon und EnBW zeigen sich gesprächsbereit.
Vor dem Hintergrund der kriegerischen Handlungen in Europa und der daraus resultierenden Risiken für die Versorgungssicherheit sei es nachvollziehbar, die aktuellen energiepolitischen Gegebenheiten auf den Prüfstand zu stellen, sagte ein Eon-Sprecher dem Handelsblatt. Sein Unternehmen wolle darüber sprechen, ob und wie das AKW Isar 2 länger als geplant genutzt werden könnte.
Falls es wegen des Kriegs in der Ukraine erforderlich sei, und für die Versorgungssicherheit unumgänglich, werde EnBW mithelfen, alle Möglichkeiten "technologieoffen auszuloten", wird in dem Bericht der Betreiber des AKW Neckarwestheim zitiert. RWE allerdings bleibt bei seiner bisherigen Haltung, das AKW Emsland sei auf den Auslaufbetrieb zum Ende des Jahres ausgerichtet, dann werde der Brennstoff aufgebraucht sein. Anders als bei Kohlekraftwerken gebe es für den Weiterbetrieb eines Atomkraftwerks "extrem hohe Hürden".
Habecks Prüfung
Nach dem 2011 vom Bundestag beschlossenen Atomausstieg müssen die letzten drei verbliebenen AKW in Deutschland bis zum Ende dieses Jahres abgeschaltet werden. Bisher produzieren sie etwa 3 Prozent des Stroms in Deutschland. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte dem entgegen am Sonntag gesagt, sein Ministerium prüfe vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und angestrebter Unabhängigkeit von russischen Energieimporten längere Laufzeiten. Zwei Tage später sagte er, die Vorprüfung habe ergeben, dass für die drei noch laufenden AKW keine nötigen Sicherheitsüberprüfungen mehr vorgenommen worden seien, mit dem Jahr 2022 laufe die Betriebsgenehmigung aus. AKW ohne Sicherheitsüberprüfung länger laufen zu lassen, sei keine Alternative.
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Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), findet eine weitere Nutzung der Atomkraft in Deutschland sinnvoll. Sie könne "dazu beitragen, dass das Energiesystem stabil bleibt", sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dabei dürfe nicht außer Acht lassen werden, dass Frankreich gerade 14 neue Atomkraftwerke baue. Nach Ansicht des Wirtschaftsprofessors Lars Feld, ehemals einer der "Wirtschaftsweisen" und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsrats der CDU, ist es laut Handelsblatt ratsam, die AKW länger laufen zu lassen, bis die Erneuerbaren stärker ausgebaut sind.
Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)
(anw)