Human Robot Interaction: Wer fürchtet sich vorm Roboter?

Diverse Studien zur Menschenähnlichkeit von Robotern zeigen: Es geht um mehr als das Aussehen.

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Gesicht eines Roboters

(Bild: MikeDotta / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Um die Menschenähnlichkeit von Robotern ging es bei der gerade laufenden Konferenz HRI (Human-robot Interaction) in einer Keynote von Friederike Eyssel (Universität Bielefeld). Die Psychologin plädierte dafür, sich hierbei nicht nur an der äußeren Gestalt zu orientieren, sondern auch das Verhalten und psychologische Faktoren zu berücksichtigen.

Die genauere quantitative Bestimmung von Menschenähnlichkeit wird dadurch natürlich nicht gerade erleichtert. Eyssel verwies als Anhaltspunkt für die Messung dieses Kriteriums auf Forschungen zur Abgrenzung von Menschen untereinander. Dabei kämen Mechanismen der Dehumanisierung zum Tragen, indem Personen außerhalb einer Gruppe bestimmte Eigenschaften wie etwa Zivilisiertheit, Rationalität oder Empfindsamkeit abgesprochen würden. In Experimenten habe sich gezeigt, dass Kriterien wie Hautfarbe auch bei Robotern ähnliche Diskriminierungen bewirken wie bei Menschen. Es habe sich aber noch kein Messverfahren durchgesetzt.

Ähnliche Unsicherheiten gebe es auch bei der Messung der Einstellung von Menschen gegenüber Robotern. Bisherige Umfragen wie das Eurobarometer seien zumeist daran gescheitert, die Ambivalenz in den Haltungen der Befragten zu erfassen. Die Gleichzeitigkeit von positiven und negativen Reaktionen sei dann unter Umständen als "neutrale" Position in die Statistik eingeflossen.

Diese Problematik konnte bestätigt werden bei einer Untersuchung, bei der die Meinungen der Teilnehmer zu Bürotackern und Robotern mit besonderem Augenmerk auf Ambivalenzen erfragt wurden. Es zeigte sich, dass diese Unentschiedenheiten wie auch das allgemeine Erregungspotenzial bei Fragen zu Robotern deutlich stärker ausgeprägt waren. Generell seien Untersuchungsmethoden, bei denen etwa Mausbewegungen oder die Reaktionszeiten der Teilnehmer bei der Beantwortung der Fragen erfasst werden, besser geeignet zur Erfassung von Ambivalenzen als Selbstauskünfte.

Eine Studie, die D. D. Allan von der neuseeländischen University of Canterbury präsentierte, beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit menschliche Persönlichkeitsmerkmale die Wahrnehmung von Robotern beeinflussen. Bei dem Experiment, das er mit seinen Forschungskollegen Andrew J. Vonasch und Christoph Bartneck durchführte, schauten sich die Teilnehmer ein Quizspiel an, bei dem ein Baxter-Roboter gegen einen Menschen antrat und gewann.

Zuvor waren sie mithilfe eines Fragebogens hinsichtlich der Implicit Self-Theory in zwei Gruppen eingeteilt worden, je nachdem, ob sie eigene Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz für veränderbar (incremental theory) oder gegeben (entity theory) hielten. Die Forscher wollten wissen, welchen Einfluss diese unterschiedlichen Haltungen auf die Wahrnehmung des Roboters hatten.

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Obwohl die Daten noch vorläufig seien und durch weitere Studien erhärtet werden müssten, so Allan, zeigte sich doch deutlich, dass die Vertreter der incremental theory den Roboter als weniger bedrohlich empfanden. Wer glaubt, sich selbst verändern und weiter entwickeln zu können, fühlt sich demnach offenbar auch eher in der Lage, mit intelligenten Robotern klarzukommen.

Auf jeden Fall scheint sich die Frage, inwieweit Roboter gesellschaftlich willkommen geheißen werden, nicht auf plakative Fragen reduzieren zu lassen wie die, ob sie Arbeitsplätze schaffen oder vernichten oder eines Tages die Weltherrschaft übernehmen könnten. Die Angelegenheit ist komplizierter.

(fds)