Ukraine: AKW Tschernobyl wieder am Stromnetz

Ein Reparaturteam des Netzbetreibers Ukrenergo hat nach Angaben der IAEA das stillgelegte Werk wieder mit der externen Stromversorgung verbunden.

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(Bild: Ukrenergo auf Twitter)

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Das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine wird wieder extern mit Strom versorgt. Ein Reparaturteam des Netzbetreibers Ukrenergo habe die Hochspannungsleitung wieder in Stand gesetzt, teilte die Internationale Atombehörde IAEA mit. Diese wieder um habe die Nachricht vom ukrainischen Betreiber Energoatom, erhalten.

Der letzte der vier Reaktoren in Tschernobyl wurde vor 22 Jahren stillgelegt, seitdem werden dort abgebrannte Brennstäbe gelagert. Der Strom ist unter anderem nötig, um das Atommülllager vor Ort effizient zu kühlen. Zudem wird der kontrollierte Rückbau des 1986 explodierten Block 4 vorbereitet; insgesamt arbeiten in Tschernobyl 210 Mitarbeiter. Vorige Woche hieß es bereits, das AKW sei wieder am Stromnetz, doch waren die Informationen dazu noch zu vage.

Die letzte Stromversorgung war seit dem 9. März unterbrochen, Notstromdiesel waren eingesprungen. Auch ohne den Notstrom war laut Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit nicht von einer schnellen und größeren Freisetzung von Radioaktivität auszugehen. Die Brennelemente lagerten seit mindestens 20 Jahren dort, die Nachzerfallsleistung der Brennelemente sei mittlerweile so weit abgeklungen, dass eine Kühlung durch das vorhandene Wasserinventar ohne Zwangsumwälzung sichergestellt werden kann.

Auch die IAEA geht nicht von "kritischen Auswirkungen" des Stromausfalls aus. Ihr Generaldirektor Rafael Mariano Grossi macht sich nach eigenen Angaben dennoch Sorgen um die Sicherheit in Tschernobyl und der anderen Atomanlagen in der Ukraine. In Tschernobyl sei die Belegschaft sei drei Wochen ununterbrochen an der Arbeit und gerieten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.

Hinzu kommen Kommunikationsprobleme. Die IAEA erhalte keine Informationen direkt aus dem AKW Tschernobyl, sondern nur von externem Management. Das von Russland ebenfalls besetzte AKW Saporischschja wird nicht mehr von der ukrainischen Atombehörde SNRIU beaufsichtigt. Elf Vertreter des russischen Staatsunternehmens Rosatom seien nun dort anwesend, der Betrieb werde nicht beeinträchtigt. Seit einem Angriff der russischen Truppen am 4. März seien Arbeitsräume beschädigt.

Das AKW Saporischschja wird normalerweise von vier Hochspannungsleitungen (750 kV) versorgt, eine weitere steht in Stand-by. Zwei der Leitungen wurden beschädigt, teilt die IAEA mit. Sie arbeite derzeit an detaillierten Vorschlägen, wie mithilfe einbezogener ukrainischer und russischer die Sicherheit der Atomanlage aufrechterhalten werden kann.

Insgesamt gibt es in der Ukraine 15 Reaktoren an vier Standorten. Zwei von sechs Reaktoren in Saporischschja sind momentan in Betrieb, drei von vier in Riwne, einer von vier in Chmelnyzkyj und zwei von drei im AKW Südukraine. Riwne und Chmelnyzkyj liegen eher im westlichen Teil der Ukraine, auf den Russland anscheinend nun seinen Angriff ausweitet.

(anw)