AMD stellt Athlon XP mit beschleunigtem Frontside-Bus vor

Das Prozessorhaus AMD stellt den Athlon XP 2700+ und 2800+ mit FSB333 vor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 184 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.

Lange verfolgte AMD keine Pläne, den Frontside-Bus beim Athlon-Prozessor von derzeit FSB266 auf FSB333 zu erhöhen. Doch mit wachsendem internen Takt wurden die Rufe nach einer schnelleren Außenverbindung lauter, weil der schöne Geschwindigkeitszuwachs sonst nichts bringt. Nun hat AMD endlich reagiert und stellt den Athlon XP 2700+ und 2800+ vor. Um gar nicht erst den Verdacht eines "Paper Launch" aufkeimen zu lassen, gibt AMD die angepeilten Verfügbarkeitstermine freimütig bekannt: Demnach soll der XP 2800+ im November als "limited edition gaming processor" in Komplett-PCs erhältlich sein und weltweit sogar erst im nächsten Jahr in den Regalen der Händler liegen.

Abgesehen vom schnelleren FSB und dem höheren internen Takt (2700+: 2,167 GHz, 2800+: 2,25 GHz) hat AMD nichts am Athlon XP geändert. Drin steckt der im XP 2400+/2600+ vorgestellte Thoroughbred-B mit 128 KByte L1- und 256 KByte L2-Cache, einem 84 mm2 kleinen Die und 1,65 Volt Kernspannung. Die maximale Leistungsaufnahme des XP 2800+ gibt AMD mit 74 Watt an, die typische liege bei 64 Watt (68,3 und 62 Watt beim XP 2700+). Einen Heat-Spreader zur besseren Hitzeabfuhr oder zum Schutz des Dies vor Beschädigungen bei der ruppigen Kühlermontage sieht AMD weiterhin nicht vor. Auch wer schon auf den nächsten Athlon-Kern Barton mit vergrößertem L2-Cache spekuliert hat, wird enttäuscht: Mit Blick auf den AMD-Zeitplan wird er wohl frühestens im Februar, eher März, den Einzelhandel erreichen.

Offiziell unterstützen die Chipsätze VIA KT400, Nvidia nForce 2 und SiS 746 den schnellen Frontside-Bus, doch viele Boards mit dem VIA KT333 oder gar KT266A lassen sich möglicherweise per BIOS-Update überreden. Das verkleinerte Die des Thunderbird-B bei höherer Leistungsaufnahme erfordert eine sehr sorgfältige Kühlung des Prozessors mit Kühlkörpern, die explizit für diese Geschwindigkeitsstufe zertifiziert sind.

Unmessbar

Um den Unterschied zwischen AMD Athlon XP und Intel Pentium 4 herauszuarbeiten, müsste man sie eigentlich mit möglichst ähnlichen Chipsätzen vergleichen, wobei sich die VIA-Produkte KT400 und P4X400 mit wohl fast identischem Speicher-Interface anbieten. AMD bittet in den Begleitdokumentationen zu den XP-Prozessoren schon länger, die Vergleichswerte zu den Prozessoren der "other guys" nicht auf den schnellen, mit Rambus-Speicher bestückten Systemen durchzuführen und begründet das nicht mit der Geschwindigkeit, sondern der geringen Marktdurchdringung von Rambus-Systemen. Doch selber hält sich AMD nicht an dieses Argument, sondern liefert das Testsystem für den XP 2800+ mit dem derzeit nicht existenten Chipsatz nForce 2 aus: Hersteller Nvidia hatte ihn zwar schon im Juli vorgestellt, doch zu kaufen gibt es ihn nicht. Zudem fristet schon der Vorgänger nForce 420 ein ähnliches Nischendasein wie Rambus.

Der passende Gegner für den nForce 2 wäre damit Intels nagelneuer Chipsatz i845PE: Beide sind nicht im Handel, sondern nur auf Sample-Boards erhältlich, beide nutzen die noch immer nicht vollständig spezifizierten PC2700-Module. Im Test zeigte sich -- welch Ironie -- eine weitere Gemeinsamkeit: Beide mogeln bei der Ansteuerung der Module und takten sie unveränderlich mit einer CAS-Latency von 2, obwohl passende PC2700-2033-Module überhaupt nicht spezifiziert sind. Doch AMD kam Intel zuvor: Noch darf über den i845PE nicht berichtet werden. Vergleichswerte finden Sie in Ausgabe 21/2002 von c't (ab dem kommenden Montag, den 7. Oktober, am Kiosk). Wie wenig praxisrelevant die meisten Benchmarks sind, verdeutlicht der Disput zwischen AMD und der Benchmark-Organisation BAPCo. Deren SYSMark zeigt in Version 2002 einen größeren Vorsprung des Pentium 4 vor dem Athlon XP als in Version 2001, was AMD auf ungerechtfertigte Änderungen an den Messmethoden zurückführt.

Doch schon der Vergleich zwischen FSB266 und FSB333 innerhalb der Athlon-XP-Familie fällt schwer, weil die XP-Chipsätze zu unausgereift sind, um für alle interessanten Kombinationen aus FSB-Takt, Speicher-Takt und Speicher-Timings zuverlässige Messergebnisse zu liefern. Für den direkten Vergleich fehlt zudem ein XP, der bei gleichem Kerntakt mit beiden FSB-Taktraten lieferbar ist. Bis zum XP 2600+ gibt es den FSB266, darüber den FSB333; langsamere FSB333-Varianten plant AMD nicht.

Immerhin bleibt den Kunden so das übliche Verwirrspiel beim Wechsel des FSB-Takts erspart, wenn einige Prozessoren in zwei Varianten, mit dem alten und mit dem neuen FSB-Takt, existieren. Für AMD hat diese klare Trennung zudem den Vorteil, den Geschwindigkeitsvorteil des höheren FSB direkt in einer höheren Quantispeed-Zahl auszudrücken -- in der Tat läuft der 2700+ ja nur mit einem um 33 MHz höheren Takt als der 2600+: 3,8% mehr Quantispeed für 1,6% mehr Kerntakt.

Zielfoto

Beim Rennen AMD Athlon XP gegen Intel Pentium 4 gibt es keinen eindeutigen Gewinner. Wer eine Entscheidung aufgrund der Geschwindigkeit treffen will, kann sich nicht auf allgemeine Benchmarks verlassen, sondern muss sich nach Messergebnissen mit genau der Hardware- und Software-Konfiguration umsehen, die zum Einsatz kommen soll. Nur mit Blick auf die Verfügbarkeit zeigt sich ein Gewinner: Etwas schnelleres als der XP 2200+ trifft nur sehr zögerlich im Einzelhandel ein.

Einfacher fällt die Wahl zwischen FSB266 und FSB333: Wem der Athlon XP 2600+ zu langsam ist, der braucht für schnellere Prozessoren den höheren Fronside-Bus, ist aber bis Januar auf Komplett-PCs angewiesen. Der positive Aspekt an dieser sehr frühen Vorstellung ist, dass viel Zeit für die Entscheidung bleibt, ob ein vorhandenes Mainboard den schnelleren Prozessor unterstützt, oder ob ein neues Board samt Speicher her muss. Mit Blick auf die Verzögerungen bei den neuen Chipsätzen, bei der Zertifizierung von geeigneten Kühlern und bei den Spezifikationen von PC2700- oder gar PC3200-Speicher scheinen alle Beteiligten die Zeit bitter zu benötigen. Weitere Details und ausführliche Benchmark-Ergebnisse bringt ebenfalls die c't 21/2002.

Prozessor Chipsatz Linux 3DMark 2001 PovRay 3.1 BAPCo SYSMark 2002
AMD XP-2800+ Nvidia nForce 2 7662 9441 1745 236
AMD XP-2800+ VIA KT400 7204 9265 1745 217
AMD XP-2600+ VIA KT400 7002 9156 1634 212
Intel P4-2,8 i845E 7363 9195 1536 250
Intel P4-2,8 n/a ca. 7700 ca. 9450 1536 ca. 270
  • AMD-Messungen mit 512 MByte Speicher (PC2700-2033)
  • Intel-i845E-Messungen mit 256 MByte Speicher (PC2100-2033)
  • n/a-Messungen mit 512 MByte Speicher (PC2700-2033) auf einem System, dass etwa die Performance eines i845PE erreichen sollte
  • alle Messungen mit Grafikkarte GeForce3 Ti500, Windows XP Professional.