Cloud-Computing: Kartellbeschwerde gegen Microsoft von OVHcloud

Europäische Cloud-Anbieter wie OVHcloud aus Frankreich haben sich bei der EU-Kommission über wettbewerbswidrige Praktiken von Microsoft beklagt.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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Der französische Cloud-Dienstleister OVHcloud hat jetzt bestätigt, schon im Sommer bei der Wettbewerbsabteilung der EU-Kommission eine Beschwerde gegen Microsoft wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung eingereicht zu haben. Im Zentrum der Eingabe steht demnach die Art und Weise, wie der US-Softwareriese seine Produkte wie etwa das Office-Paket mit Word, Outlook und Excel vermarktet.

Für Kunden, die ein Lizenzierungssystem jenseits von Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure nutzen, wäre dieses Paket viel teurer, monieren OVHcloud & Co. laut Berichten des Wall Street Journals und des Online-Portals Euractiv. Die Kläger verweisen auch auf andere, eher technische Hindernisse. Diese bauten Hürden auf, sodass die Software des US-Konzerns auf anderen, konkurrierenden Cloud-Plattformen nicht optimal funktioniere.

Mehrere Wettbewerber inklusive OVHcloud hätten Schritte eingeleitet, "um gleiche Wettbewerbsbedingungen für Cloud-Service-Anbieter auf dem europäischen digitalen Binnenmarkt zu gewährleisten", erklärte ein Sprecher des französischen Marktführers im Hosting-Bereich in Europa gegenüber Euractiv."Indem Microsoft seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, untergräbt es den fairen Wettbewerb und schränkt die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher auf dem Markt für Cloud-Dienste ein."

Ein Microsoft-Sprecher hat die Vorwürfe gegenüber dem Online-Dienst zurückgewiesen: "Cloud-Anbieter haben viele Möglichkeiten, ihren Kunden Dienste mit Microsoft-Software zu liefern, egal ob diese direkt vom Kunden oder über einen Partner erworben werden. Wir evaluieren ständig, wie wir alle unsere Partner am besten unterstützen und Microsoft-Software allen Kunden in allen Umgebungen zur Verfügung stellen können, einschließlich derjenigen anderer Cloud-Service-Anbieter."

Über die weiteren Unterstützer der Beschwerde ist bislang nichts bekannt, außer dass sie nicht aus Frankreich stammen. Es liegt nun an der Kommission zu entscheiden, ob sie die Eingabe aufgreift oder verwirft.

Parallel hat die Brüsseler Regierungsinstitution mit dem "Data Act" ein Datengesetz auf den Weg gebracht, der den einfachen Wechsel zwischen Online-Diensten erleichtern soll. Wenn ein Nutzer etwa beschließt, einen Systemdienst, eine Software oder eine Anwendung von einem Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft oder Google zu einem anderen zu verlagern, müsste ihm demnach eine "funktionale Gleichwertigkeit" geboten werden. Erreicht werden soll eine weitgehende Kompatibilität mit offenen Standards oder Programmierschnittstellen (APIs).

Im November hatte der deutsche Dienstleister Nextcloud bekannt gegeben, eine Beschwerde beim Bundeskartellamt gegen Microsoft eingereicht zu haben. Die Behörde soll demnach ebenfalls prüfen, ob das US-Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung hat und diese ausnutzt. Auch hier lautet der Vorwurf, Microsoft nutze die eigene Macht für den Verkauf von Paketlösungen für Office. Auch die Kooperationsplattform Teams habe einen erheblichen Marktanteil, genauso wie die Cloud-Lösung OneDrive. Diese Dienste würden Nutzern von Windows bei relevanten Arbeitsschritten regelmäßig angezeigt.

Seitdem ist es Nextcloud gelungen, mehrere andere europäische IT-Firmen und Verbände wie die Free Software Foundation Europe (FSFE) in einer "Koalition für gleiche Wettbewerbsbedingungen" zusammenzubringen. Diese setzt sich gegen wettbewerbswidrige Praktiken von Microsoft und für die Interoperabilität der von den digitalen Giganten angebotenen Dienste ein. Das Stuttgarter Unternehmen kooperiert hierzulande mit dem 1&1-Ableger Ionos, um Nutzer in der Cloud besser vor US-Datenzugriffen zu schützen.

(mho)