Quo vadis, DNUG...

Die Lotus-Anwenderschaft ist zutiefst verunsichert: Lautstark wurde auf der 16. DNUG-Konferenz beklagt, dass IBM schon über neue Architekturen spricht, wo doch gerade erst eine neue Version der alten ansteht.

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So hat sich das Al Zollar sicher nicht vorgestellt, als er auf der Lotusphere den Aufbruch zu neuen Ufern ankündigte: "Die Zukunft liegt in J2EE (Java 2 Enterprise Edition)". Die Lotus-Anwenderschaft ist zutiefst verunsichert, wie man auf der 16. DNUG-Konferenz (Deutsche Notes Usergroup) in Bonn einmal mehr sehen konnte. Lautstark wurde beklagt, dass IBM schon über neue Architekturen spricht, wo doch gerade erst eine neue Version der alten ansteht.

So schnell scheint niemand bereit, die gewohnte Landschaft mit Domino-Servern und Notes-Clients hinter sich zu lassen. Das Marketing-Getrommel um WebSphere und Web-Services verunsichert dabei durchaus. Darum schickte IBM eine ganze Reihe hochkarätiger Leute, die einerseits nicht müde wurden zu versichern, IBM stehe fest hinter Domino und den darin investierten Kunden, und die andererseits auch die schöne neue Welt einer integrierten Softwaregroup mit den vier Dachmarken DB2, Lotus, Tivoli und WebSphere verkündigen sollten.

Die DNUG selbst weiß noch nicht so recht, wie sie sich positionieren soll. Schon mit der Einführung der Marke Domino klang das "Notes" im Namen plötzlich altbacken. Hätte man zu "Lotus User Group" umfirmiert, dann wäre jetzt der nächste Namenswechsel fällig -- das Interesse an WebSphere ist mehr als deutlich zu erkennen. Irgendwie fühlt man sich dem Thema Groupware verpflichtet, wo sicherlich Produkte wie Groupwise, Exchange, Groove und ähnliche auch gut zu Hause wären, andererseits ist die Nähe zu IBM größer als die zu verwandten Produkten anderer Hersteller.

Die auf der Konferenz vertretenen Lotus Business Partner schaffen den Spagat dagegen relativ mühelos. Einerseits sind sie häufig nicht nur im Notes-Markt zu Hause, sondern bieten ihre Lösungen auch für Konkurrenzprodukte an. Andererseits wachsen sie auch in den von IBM propagierten Architekturen über die Domino-Plattform hinaus. Ein interessantes Beispiel ist eine von Innovationgate vorgestellte Lösung, die ein Domino-basiertes Content-Management-System mit einem J2EE-Server verbindet, der für die Veröffentlichung der Seiten zuständig ist. Der Charme der Lösung liegt darin, dass man mit Java Server Pages eine weitaus bessere Performance als mit den von Domino verwendeten WebQueryOpen-Agenten erreicht. Zugleich bleiben die Workflow- und Berechtigungskonzepte von Notes verfügbar. Sicherlich würde IBM als J2EE-Server gerne WebSphere an den Mann bringen. Gezeigt wurde hier aber das kostenlose Tomcat.

Auch wenn der DNUG noch eine formale Neuausrichtung bevorsteht, so funktionieren die Konferenzen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten überraschend gut. Mit mehr als 600 Teilnehmern steht die Veranstaltung keineswegs im Schatten von weit teureren IBM-Konferenzen, die auch nicht mehr Lotus-Interessierte anlocken. Eine perfekte Organisation, Themen nah am Marktgeschehen, eine moderate Preisgestaltung und eine mit zwei Tagen sehr kompakte Veranstaltung sorgen für hohe Wiederbuchungsraten. Gemäß dem halbjährlichen Rhythmus tagt die Usergroup dann im November in Frankfurt. (Volker Weber) / (jk)