Videocodec: Freier AV1-Decoder Dav1d wird erwachsen

Die Entwickler des VideoLAN-Projekts erachten den freien AV1-Decoder Dav1d inzwischen als ausgereift genug, um ihn auf den Versionsstand 1.0.0 zu heben.

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Aufmacher AV1-Decoder Dav1d Version 1.0.0
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Der freie Videodecoder Dav1d des VLC-Projekts für den AV1-Videocodec wurde im Quelltext-Repository von den Entwicklern auf Versionsstand 1.0.0 gehoben. Im Open Source-Bereich bedeutet diese Versionsnummer in der Regel, dass alle grundsätzlichen Features umgesetzt und stabil sind. Aktualisierte, vorkompilierte Pakete fehlen derzeit noch, dürften jedoch bald folgen.

Der AV1-Videocodec wird unter anderem von großen Unternehmen wie Google, Amazon, Intel, Microsoft und Netflix im Rahmen der Alliance for Open Media (AOM) unterstützt. Der Codec soll ohne kostenintensive Patente auskommen und dem hocheffizienten H.265/HEVC-Codec der MPEG-Allianz in Bezug auf Qualität und Kompressionsraten Konkurrenz machen. Netflix nutzt ihn etwa unter Android, Google hingegen auf seinen Videoplattformen als Nachfolger des inzwischen etwas angestaubten VP9-Codecs, der ebenfalls schon das Kriterium "lizenzkostenfrei" bedient hat.

Das Dav1d-Projekt von VLC hat als Ziel, den vollständigen AV1-Werkzeugkasten zu unterstützen. Zudem soll der Dav1d nicht nur als besonders flinker Software-Decoder, sondern auch mit Hardware-unterstützter Beschleunigung arbeiten – an letzteren mangelt es jedoch noch etwas seitens der verfügbaren Hardware. AMD hat etwa erst vor nicht ganz einem Jahr die Hardware-Beschleunigung in den RX-6000-Grafikkarten freigeschaltet.

Weitreichende Hardware-beschleunigte AV1-Unterstützung im Mobilbereich wird Qualcomm der Gerüchteküche zufolge mit dem kommenden Prozessor mit dem Codenamen SM8550 einführen, der im Jahr 2023 erwartet wird. Die weniger weit verbreiteten Mediatek-Dimensity-SoCs liefern jedoch ab der 1000er-Version bereits AV1-Unterstützung mit – also schon seit etwa zwei Jahren.

Die Roadmap der Projektseite ist noch veraltet und hat lediglich 12 von 15 Punkten abgehakt. Es fehlen demzufolge noch diverse Tweaks für den C-Code, beschleunigte Funktionen für weniger verbreitete Architekturen wie PPC, SSE2, RISC-V und AVX-512 oder mehr Unterstützung für Hardware-beschleunigtes Dekodieren.

Laut dem Changelog zu Dav1d 1.0.0 haben inzwischen AVX-512-optimierte Anpassungen Einzug gehalten. Das beschleunigt das Dekodieren auf CPUs, die den Befehlssatz unterstützen – Intels Alder Lake-CPUs gehören inzwischen nicht mehr dazu. Die Entwickler haben zudem das Threading durch ein automatisiertes Thread-Management optimiert. Eine neue "grain API" soll die Hardware-Beschleunigung auf GPUs vereinfachen.

Schließlich soll die neue Version zahlreiche Fehler beheben, die seit dem Projektbeginn gemeldet wurden, "um ein ordentliches Release zu haben", schließen die Entwickler ihren Beitrag im Changelog.

(dmk)