Der Weggefährte: der Schock des Jahrhunderts [Update]
Heute vor 45 Jahren wurde der erste von Menschen geschaffene Satellit in den Weltraum geschossen.
Heute vor 45 Jahren wurde der erste von Menschen geschaffene Satellit in den Weltraum geschossen. Der erste Sputnik ("Weggefährte") wurde am 4. 10. 1957 vom russischen Raumfahrtbahnhof Baikonur ins All transportiert und sendete von dort ein Signal auf verschiedenen Frequenzen, auf dass jedermann überprüfen konnte, was da oben flog. Sein Piepsen traumatisierte Amerika. "Niemals zuvor hat ein so kleines und harmloses Objekt eine solche Konsternation ausgelöst", schrieb Daniel Boorstin in seiner Geschichte der amerikanischen Demokratie.
Unter dem Schock der russischen Überlegenheit im Weltraum begann in den USA eine Debatte über das Erziehungswesen. Sie mündete in den National Defense Education Act. Um das Rennen im Weltraum zu gewinnen, wurde die Weltraumbehörde NASA gegründet. Last not least wurde die Forschungsagentur ARPA aufgebaut, die 1969 das ARPAnet als Vorläufer des Internet ins Leben zauberte: Die 83,6 Kilogramm des Sputniks materialisierten gewissermaßen zum weltumspannenden Datennetz.
Auf den ersten Sputnik folgte am 3. November 1957 der zweite, wesentlich größere Sputnik von 508 Kilogramm, der die Hündin Laika an Bord hatte. Nach den Sputniks kamen die Luniks, die für die UdSSR den Mond erobern sollten. Lunik 1 verfehlte 1958 den Mond knapp, Lunik 2 schlug im September 1959 hart auf dem Mond auf. Mit der Vostock 1 wurde der Kosmonaut Yuri Gagarin als erster Mensch am 12. April 1961 in den Weltraum geschickt.
Die amerikanische Antwort war der Satellit Explorer 1, gestartet am 31. Januar 1958. Einer seiner Nachfolger, der Vanguard 1, der am 17. März 1958 in den Weltraum geschossen wurde, zieht derzeit als der älteste von Menschen geschaffene und noch nicht in der Atmospähre verglühte Weltraumkörper seine Bahnen. Für viele Amerikaner war die "Schmach des Sputniks" (Robert F. Kennedy) jedoch erst mit der Mondlandung von Neil Armstrong und seiner Crew am 21. Juli 1969 getilgt. Wie tief der Sputnik-Schock noch heute sitzt, illustriert das Sputnik-Buch von Paul Dickson, das im letzten Herbst erschien. In den Rezensionen des Buches wird eine Parallele zu den Attentaten vom 11. September gezogen. (Detlef Borchers) / (jk)