"Ice of Chernobyl": Doku zeigt das verstrahlte Gebiet vor dem Ukraine-Krieg

Im Interview spricht der Filmproduzent Alexander MacG über seine Dokumentation "Ice of Chernobyl" und erklärt, was der Ukraine-Krieg mit seinem Film zu tun hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen

(Bild: Ice of Chernobyl)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Markus Vögele
Inhaltsverzeichnis

In dem Dokumentarfilm "Ice of Chernobyl" geht es um Stalker, die illegal das Sperrgebiet des havarierten Kernkraftwerks in Tschernobyl erkunden. Erst gab es den Film bei Amazon Prime, jetzt kostenlos bei Youtube. Im Interview erzählt der Produzent Alexander MacG, was es mit dem Wechsel auf sich hat, wie der Film entstanden ist und was die Protagonisten und die Regisseurin jetzt im Krieg machen.

Herr MacG, als Ihre Dokumentation 2019 im Kasten war und die Kinos 2020 pandemiebedingt schließen mussten, entschieden Sie sich, "Ice of Chernobyl" zum Kauf bei Amazon Prime anzubieten. Nun läuft die Doku auf YouTube – kostenlos. Was hat es damit auf sich?

Amazon Prime Video kam nicht aus dem Knick. Dort lief "Ice of Chernobyl" ja lange, wurde aber nicht so richtig supportet. Zudem ist es eine grottenschlechte Bezahlung, die man bei Amazon bekommt. Amazon und Netflix geben einem relativ wenig Geld im Vergleich dazu, dass man eigentlich alles an Rechten abgibt. Mit YouTube haben wir einen weltweiten Vertriebskanal, bis auf China und Nordkorea und inzwischen auch Russland.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Deswegen wird das auch ein Zukunftsmodell für mich sein, mit dem ich schöne Dokus drehe, eventuell auch unter der Beteiligung von Sponsoren oder Product-Placement-Partnern, die ich bei YouTube auch sehr viel besser verlinken kann. Und ich werde den PayPal-Spendenbutton aktivieren. Das Geld fließt dann in neue Produktionen, um Menschen weiter Arbeit zu geben. Und das gewährleisten weder die TV-Sender noch die Streaming-Plattformen mit den geringen Summen, die sie für Dokus ausgeben.

"Ice of Chernobyl" zeigt eine Gruppe junger Ukrainer, die 5 Tage und Nächte illegal das Sperrgebiet des havarierten Kernkraftwerks in Tschernobyl erkunden und Stalker genannt werden. Wie kamen Sie zu diesem Film?

Das war eigentlich Zufall. 2018 schrieb mich jemand auf Facebook an und meinte, die Filmemacherin Maryna Dymshyts hätte mit zwei drei Typen einen Film gedreht und die würden jetzt ihre Idee klauen. Ich habe mich mit ihr dann in Verbindung gesetzt und sie gefragt, ob sie Hilfe braucht. Sie dachte, es sei alles verloren. Dann habe ich eine Medienanwältin eingeschaltet. In einem knappen Jahr haben wir die ganzen Rechte und das ganze Material zurückgeholt. Die Regisseurin habe ich dann gebeten, dass sie eine neue Version schneiden soll und wir haben besprochen, was man anders machen müsste. Und so kam dann irgendwann der Film dabei raus.

Wurden Sie für die illegale Aktion belangt?

Die Strafe erfolgt immer, wenn sie dich vor Ort erwischen. Die haben einmal unser Team erwischt. Da muss man schauen, dass man immer die volle Kameraspeicherkarte gut versteckt und eine leere Karte drin hat, denn die wird einem abgenommen und dann gibt’s eine Strafgebühr. Für Ukrainer sind das 20 US-Dollar, als Ausländer zahlt man dann inzwischen hundert.

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk in Tschernobyl infolge eines missglückten Sicherheitstests zu einer Kernschmelze und zur bisher größten Nuklearkatastrophe. Besteht nach 35 Jahren noch immer ein gesundheitliches Risiko beim Betreten der Sperrzone?

Bestimmte Orte, Plätze oder Sachen, die benutzt wurden, sind extrem verstrahlt. Die ganzen Uniformen und Gasmasken von den Feuerwehrleuten, die ja direkt am Reaktor waren, als der kollabierte, liegen im Keller des Krankenhauses von Prypjat. Man sollte es tunlichst lassen da rumzuturnen. Das wissen aber die Stalker unter sich eigentlich ganz gut.

Ice of Chernobyl (9 Bilder)

(Bild: Ice of Chernobyl)

Waren Sie selbst vor Ort?

Ich habe nur die Produktion gemacht, ich war nicht vor Ort. Ich wollte irgendwie immer dorthin, aber da hat mir letztes Jahr COVID einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was ich von den Stalkern immer wieder an Informationen und Materialien und Handyvideos kriege, ist schon sehr spannend. Und es werden ja irre viel Touristen dorthin gekarrt. Das ist ja ein Megabusiness. Das darf man ja nicht außer Acht lassen.