TikTok unterdrückt gezielt Kommentare mithilfe von Wortfiltern

Die Videoplattform TikTok nutzt in Deutschland Wortfilter, um bestimmte Kommentare zu verbergen. Das ergaben Recherchen von NDR, WDR und Tagesschau.

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(Bild: XanderSt/Shutterstock.com)

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Die Videoplattform TikTok nutzt in Deutschland offenbar Wortfilter, um gezielt Kommentare zu unterdrücken. Das legen aktuelle Recherchen von NDR, WDR und Tagesschau nahe. Ihnen gegenüber bestätigte eine Sprecherin, dass TikTok automatisiert Kommentare herausfiltere, die es als potenziell schädlich ansehe. Die Plattform wolle diese Praxis überarbeiten.

Mithilfe des Wortfilters erreicht TikTok, dass Kommentare, die bestimmte Wörter enthalten, nicht für andere Nutzerinnen und Nutzer sichtbar sind. Darauf werden weder sie noch die Urheber der Kommentare hingewiesen, außerdem ist nicht transparent, welche Wörter warum blockiert werden.

Bei ihrer Recherche nutzten die Journalistinnen und Journalisten verschiedene TikTok-Accounts. Damit versuchten sie, Videos zu kommentieren, und bauten dabei gezielt 100 Wörter oder Wortkombinationen ein. Diese sind auf der Webseite der Tagesschau aufgelistet. Das Ergebnis: 19 der Wörter oder Kombinationen wurden bei mindestens drei Tests mit unterschiedlichen Konten nicht in TikTok angezeigt.

Unter den blockierten Wörtern waren etwa "Sex" oder "Porno" – Grund hierfür war womöglich der Jugendschutz. Doch TikTok blockiert auch Wörter aus dem LGBTQI-Umfeld wie eben "LGBTQ", "schwul" oder "queer", aber auch "Auschwitz" und "Nationalsozialismus". Da TikTok zum chinesischen Unternehmen ByteDance gehört, testeten die Journalistinnen und Journalisten auch Begriffe, die in chinesischen sozialen Medien zensiert werden.

Tatsächlich wurde etwa der Name der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai während der Recherche durchweg blockiert. Hierzu habe TikTok später erklärt, der Name sei nur im deutschsprachigen Raum blockiert worden, da der Wortteil "hua" im Österreichischen auch als "Hure" zu verstehen ist. Mittlerweile werde der Name nicht mehr blockiert.

Acht der 19 Wörter, die während der Recherche von TikTok blockiert wurden, sind mittlerweile wieder in Kommentaren sichtbar. Laut Tagesschau könnte dies eine Reaktion von TikTok auf die Recherche gewesen sein. Eine TikTok-Sprecherin habe gegenüber den Journalistinnen und Journalisten erklärt, dass TikTok den "Fehler" korrigieren werde. Ursprünglich war das TikTok-Team der Tagesschau auf das Problem aufmerksam geworden, als mehrere seiner Kommentare nicht für andere sichtbar waren.

Zuletzt wurde TikTok Zensur vorgeworfen, weil es in Russland alle nicht-russischen Inhalte gesperrt und den russischen Nutzern ein Videoverbot auferlegt hatte. Für nicht-russische Nutzerinnen und Nutzer hatte TikTok den Zugriff auf die Audiospur von Putins TikTok-Videos eingeschränkt, woraufhin die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor die Plattform aufforderte, die Beschränkungen für die Videoaufzeichnung von Putin "unverzüglich" aufzuheben.

(gref)