Amerikanische Internetradios werden kräftig zur Kasse gebeten

Die amerikanischen Internetradios stehen wegen nunmehr festgelegter Lizenzahlungen pro Stück und Hörer möglicherweise vor erheblichen finanziellen Problemen.

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Von
  • Holger Bruns

Die amerikanischen Internetradios stehen seit gestern möglicherweise vor erheblichen finanziellen Problemen. Webcasting könnte für sie unbezahlbar teuer werden. Am 20. Juni traf James H. Billington, Leiter der Library of Congress, seine Entscheidung über die künftigen Abgaben, die nach dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) als Performance Fee von den Webradios an die Musikindustrie zu zahlen wären. Pro gesendetem Musikstück pro Hörer sind demnach generell 0,07 US-Cent fällig.

Damit legte Billington die Hälfte des Betrages fest, den die Schiedsstelle CARP des Copyright Office bei der Library of Congress vorschlug. Diesen Vorschlag wies der Librarian of Congress vor einem Monat zwar zurück, aber die Freude der Webcaster über diesen Zwischenerfolg erweist sich jetzt als verfrüht: Die jetzt zu begleichenden Geldforderungen übersteigen die Einnahmen insbesondere der kleinen Radios um mehr als 100 Prozent. Die Websender befinden sich also in erheblicher Gefahr, urteilt der Radio and Internet Newsletter (RAIN) in seiner heutigen Ausgabe.

Jonathan Potter von der Digital Media Association sieht das sehr ähnlich und beklagt eine signifikante Verschlechterung des Vorschlags der Webcaster für die exklusive Aussendung ihrer Programme über das Internet. Die Webcaster schlugen während der Verhandlungen eine "Performance Rate" von 0,15 US-Cent pro Sendestunde vor, allerdings unabhängig von der Anzahl der Hörer. Unter den Tisch fiel der Vorschlag, die Abgaben an die Höhe der Einnahmen der Webradios zu koppeln. Für diesen Vorschlag machten sich nicht nur Websender wie Radio Paradise stark, sondern auch 20 Abgeordnete des US-Kongresses. In einem Brief an den Librarian of Congress schrieben sie, fixe Gebührenforderungen widersprächen nicht nur der Intention des DMCA, sondern auch der Politik des Kongresses, Innovationen im Internet nicht zu behindern.

Internetradios erfreuen sich nach den letzten Erhebungen von Arbitron und Edison Media Research einer wachsenden Beliebtheit vor allem bei jungen Hörern. Achtundzwanzig Prozent aller Amerikaner, die älter sind als 12 Jahre, haben bereits Radio per Internet gehört.

Die jetzige Entscheidung über die Performance Fees ist jedoch nicht endgültig. Sie gilt nur bis zum Ende dieses Jahres. Danach wird über die Lizenzgebühren erneut entschieden. "Ich denke, für einige Leute, die ihre Radiodienste bisher noch nicht gestartet haben, könnte es gut sein", meint Paul Maloney von RAIN, "dass sie sich ein wenig Zeit nehmen und einfach bis zum nächsten Jahr warten." (Holger Bruns) / (jk)