Käufer will Zweifel an Pirate-Bay-Übernahme zerstreuen

Äußerungen eines Anwalts in einem niederländischen Zivilprozess gegen Pirate Bay haben Zweifel am Vollzug der geplanten Übernahme des Torrent-Trackers durch eine schwedische Agentur aufkommen lassen. Der potenzielle Käufer bestätigte dagegen seine Pläne.

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Mit den rechtlichen Problemen der Noch-Betreiber des Torrent-Portals The Pirate Bay möchten die bald neuen Besitzer möglichst wenig zu tun haben. Gegenüber der Presse verweist der Chef von Global Gaming Factory X (GGF) vorsorglich darauf, dass er mit dem überraschend angekündigten Kauf des Portals eigentlich nur die Domain übernehme. Aus der Piratenbucht soll ein völlig legales Projekt werden, schließlich ist GGF ein börsennotiertes Unternehmen. Doch kaum wird die schwedische Agentur in die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Pirate Bay hineingezogen, kommen Zweifel an der Übernahme auf. Zweifel, die GGF-Chef Hans Pandeya sofort zu zerstreuen sucht.

Die niederländische Copyright-Organisation BREIN hat ihr Zivilverfahren gegen die Betreiber der Pirate Bay auf den Käufer ausgedehnt. Bei einem Gerichtstermin am gestrigen Dienstag in Amsterdam war ein Anwalt für GGF zugegen, dessen Äußerungen gegenüber der Presse für Verwirrung sorgten. Danach scheint es alles andere als sicher, dass die Übernahme tatsächlich über die Bühne geht. GGF werde die Pirate Bay nur kaufen, sagte Anwalt Ricardo Dijkstra der Nachrichtenagentur AP, wenn sich das Portal in ein "rechtmäßiges Unternehmen" verwandeln lasse. Derzeit werde geprüft, ob sich Pirate Bay auf legalem Wege nutzen lassen.

Ein "Zurückrudern", wie AP es nennt, will Pandeya darin nicht sehen. "Niemand ist sich bei irgendwas nicht sicher", sagte der GGF-CEO gegenüber CNet News. Die Übernahme soll wie geplant im August mit der Zustimmung seiner Investoren über die Bühne gehen. Die Äußerungen seines niederländischen Anwalts seien "verdreht" worden. Die Gelder für die Übernahme lägen bereit – das sind 30 Millionen Kronen sowie weitere 30 Millionen Kronen in GGF-Aktien, insgesamt knapp 5,5 Millionen Euro. Der Kauf habe von Anfang an von der Zustimmung der Aktionäre abgehangen.

Damit ist eins immerhin klar: Noch ist die Übernahme nicht über die Bühne. Trotz aller Relativierungsversuche des GGF-Chefs ist es durchaus nicht sicher, dass seine Aktionäre das Geschäft wie geplant abnicken. Ihre Zustimmung wird davon abhängen, ob GGF ein plausibles Geschäftsmodell für die Pirate Bay vorweisen kann. In dieser Hinsicht bleibt das Unternehmen vage: Der Umsatzmix aus Werbung, P2P-basierten Cloud-Diensten und Nutzergebühren mag auf dem Papier gut aussehen, doch stehen dahinter einige Fragezeichen.

GGF behauptet, mit dem P2P-Verfahren von Peerialism die Lasten im Netz effektiv regional verteilen zu können. Damit könnten die Provider ihre Backbones entlasten. Ob sich die Zugangsanbieter allerdings dafür erwärmen können ist ebenso fraglich wie die Zusammenarbeit mit den Produzenten der Inhalte. Denn die braucht die neue Pirate Bay, will sie für Millionen Nutzer weiter attraktiv bleiben. Und Millionen Nutzer braucht das Unternehmen, schließlich will es frei Ressourcen der Nutzer-PCs als eine Art P2P-Cloud vermarkten. Bleibt also die Frage, ob sich zahlende Kunden finden für Cloud-Speicherplatz, der über die Kinderzimmer der ganzen Welt verteilt ist.

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(vbr)