Microsoft: Geteilter Code ist doppelter Code
Auf dem Microsoft Research Faculty Summit präsentierte Bill Gates die Früchte der Kooperation zwischen dem Softwarekonzern und der Wissenschaft.
Bei Bill Gates ist man mittlerweile gewohnt, dass er möglichst mehr als eine Fliege mit der Klappe erwischen will. So auch auf dem dritten Microsoft Research Faculty Summit, bei dem über 300 Wissenschaftler zugegen waren. In einem Vortrag pries der Microsoft-Mitgründer zum einen die gedeihliche Zusammenarbeit zwischen universitären Einrichtungen und seinem Softwarekonzern. Und diese wäre zum anderen nicht fruchtbar ohne Microsofts Shared Source Initiative, die den Wissenschaftlern den Zugang zum Windows-Quellcode ermöglicht.
Wie das funktioniert, demonstrierte vor der Versammlung Benjamin B. Bederson, Direktor des Human-Computer Interaction Lab der Universität von Maryland. Sein Institut arbeitet an dem Projekt DateLens, eine Art allgegenwärtiger Kalender. Ziel ist es, eine Anwendung zu entwickeln, deren Quellcode auf allen denkbaren mobilen Geräten funktioniert. Als Plattform dient die Laufzeitumgebung .NET Compact Framework sowie C#.
Den Wissenschaftlern soll es auf diese Weise möglich gewesen sein, DateLens in weniger als einem Tag von einem Desktop-PC auf ein mobiles Gerät zu portieren -- eine Arbeit, die sonst ein halbes Jahr in Anspruch nehmen würde, heißt es bei Microsoft. Bederson meint, fünf Jahre lang auf Java gesetzt und C# anfänglich sehr skeptisch betrachtet zu haben, um hinterher umso überraschter über die Effizienz der .NET-Programmiersprache gewesen zu sein.
Derzeit laufen noch mehrere solcher Kooperationen zwischen Microsoft und verschiedenen Instituten, die auf dem Treffen präsentiert werden. Dazu gehört zum Beispiel das Microsoft Conference Experience Project (ConferenceXP), mit dem das Geschehen in Klassenräumen und Vorlesungssälen in die Welt getragen werden kann. Für derart komplexe Konferenzen braucht es eine entsprechende Übertragungsbandbreite, weshalb hier das Internet2-Netz Abilene genutzt wird. Der Quellcode für ConferenceXP ist ab sofort für wissenschaftliche Einrichtungen verfügbar.
Für Bill Gates sind diese Beispiele nur ein Ausschnitt der Möglichkeiten, die die Kooperation seines Unternehmens -- oder in seinen Worten "gemeinsame Visionen" -- mit der Wissenschaft bieten. Für ihn ist sie deshalb nicht wegzudenken, denn darin liege "der Schlüssel für die Zukunft der Technologie und der Bildung". Welches Ausmaß die Zusammenarbeit jetzt schon einnimmt, will Microsoft mit Zahlen belegen: Bis heute hätten 100 Universitäten Zugang zu den Softwarequellen und es soll 125.000 Downloads von Windows CE .NET und Windows CE 3.0 gegeben haben, davon 20 Prozent durch Professoren, Forscher und Studenten. (anw)