GovTech Campus eröffnet: Bund und Länder machen Tech-Ausschreibungen transparent

In Berlin bekräftigten Vertreter von Bund, Ländern und Wirtschaft, künftig Verwaltungstechnik gemeinsam zu gestalten. Neue Chancen für die Tech-Szene?

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AI Campus Berlin, Connection Space (via Lars Zimmermann)

(Bild: AI Campus Berlin)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Silke Hahn

Für neuen Schwung der Digitalisierung wollen Befürworter und Akteure der Modernisierung von Staat und Verwaltung ab sofort in einem neuen, zentralen Basislager sorgen: In Berlin wurde am Dienstag der GovTech Campus eröffnet. Er dient der Zusammenführung des öffentlichen Sektors mit der Start-up-Szene.

Vertreter von Bund und Ländern, aus Beschaffungsbehörden und aus der Wirtschaft – hier vor allem aus Gründerkreisen – trafen in dem frisch fertiggestellten Gebäudekomplex im Nordwesten Berlins zusammen, wo künftig der gemeinnützige Trägerverein GovTech mit einem Büro als Anlaufstelle greifbar sein wird. Gemeinsam bekräftigten sie, stärker an einem Strang ziehen und künftig flexibler sowie transparenter agieren zu wollen. In dem Gebäudekomplex sollen sich langfristig Start-ups der Tech-Szene ansiedeln, wobei erste Mieter wie das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha bereits ihre Büros am KI-Campus bezogen haben.

Firmengründer Jonas Andrulis begrüßte anlässlich der Eröffnung die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit am Campus: "Leute und Stellen, die normalerweise nicht so intensiv gemeinsam arbeiten, rücken hier näher zusammen zum Netzwerken." Das Projekt kombiniert die räumliche Nähe von Staat und Start-ups mit innovativer Beschaffung. Die Integration von Start-ups, die Zusammenarbeit von Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunenebene sowie innovativere, flexiblere Beschaffung gelten als Kernpunkte, die der Verein aktiv fördert. Am Erreichen dieser Ziele wird sich die Initiative messen lassen müssen.

Neben klassischen Büros stehen auf mehreren Stockwerken offene, modern gestaltete Flächen mit viel Grün zur Verfügung. Insgesamt vermittelt der Campus Besuchern die Atmosphäre eines großen Co-Working-Space, was im Sinne der Betreiber und Gründer sein dürfte: einen Ort zu schaffen, an dem das GovTech-Ökosystem gedeihen kann, wo Akteure aus öffentlicher Verwaltung, Forschung, Technik- und Gründerszene zusammentreffen und gemeinsam die Modernisierung von Staat und Verwaltung vorantreiben. So beschreibt es ein assoziiertes Beratungsunternehmen.

Neben den CIOs (Chief Information Officers) des Bundes und einiger Bundesländer war auch das zentrale Rechenzentrum ITZBund (Informations Technik Zentrum Bund) bei der Eröffnung vertreten. Eine Harmonisierung der bundesweit uneinheitlichen Strukturen – auch im Bereich der Rechenzentren – wäre wünschenswert für Deutschland, sowie mehr Transparenz und Zugänglichkeit bei den Ausschreibungen für Verwaltungstechnologie. Ein aktueller konkreter Schritt in diese Richtung ist das "Procurement for Government"-Programm, mit dem der GovTech Campus am 1. April 2022 online die anstehenden Ausschreibungen des Bundes im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) vorstellt.

Vorsitzender des Trägervereins GovTech Campus Deutschland e.V. ist der "Bundes-CIO" Dr. Markus Richter (Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik), der an der Umsetzung der Vision eines "Silicon Valley der Staatsdigitalisierung" arbeitet. Gemeinsam mit Patrick Burghardt und Lars Zimmermann leitet er den gemeinnützigen Verein, der Zusammenarbeit nach dem Vorbild einer Public-Private-Partnerschaft zwischen Privatunternehmen und staatlichen Einrichtungen fördert.

Zu den Initiatoren des GovTech Campus Deutschland zählen neben der Bundesregierung die Bundesländer Hamburg und Hessen (Ministerium für Digitale Strategie und Verwaltung), das Bundesministerium des Innern, die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIN-D, die Eclipse Foundation, Fraunhofer Fokus und Merantix als Betreiber des nicht gewinnorientierten KI-Campus. Weitere Bundesländer wie Baden-Württemberg sind beteiligt, außerdem das Bundesfinanzministerium, das Auswärtige Amt und eine Reihe von Unternehmen.

Der GovTech Campus soll unter anderem "ein Innovations-Ökosystem für Bund, Länder und Kommunen entwickeln", wie Lars Zimmermann erklärt. Ihm zufolge ist das Ziel, die Verwaltung zu stärken und Expertise bereitzustellen. Zimmermann betont, dass die Modernisierung von Staat und Verwaltung nur gelingen könne, "wenn die Technologieszene und das GovTech-Ökosystem aktiv in den digitalen Umbau der Verwaltung eingebunden" sind.

Weitere Informationen lassen sich einer Mitteilung auf OpenPR entnehmen, vertiefend hat das Handelsblatt den Campus eingeordnet und lässt einige Protagonisten im Bericht zu Wort kommen. Über die Ankündigung des Projekts hat iX im Vorjahr berichtet: GovTech Campus: Im Verein zur Verwaltungsreform.

Twitter scheint zurzeit das Hauptsprachrohr zu sein, über das sich GovTech Campus Deutschland e.V. an die Öffentlichkeit wendet. Wer sich für Verwaltungsdigitalisierung interessiert, findet Kontaktmöglichkeiten auf der Website GovTechs und kann den Protagonisten auf Twitter folgen (@GovTechCampus-DE). Wer am GovTech Campus aktiv sein möchte, kann dem Verein beitreten.

(sih)