Licht brauchte 12,9 Milliarden Jahre: Hubble findet bislang entferntesten Stern

Ein Forschungsteam hat einen einzelnen Stern entdeckt, dessen Licht ausgestrahlt wurde, als das universum weniger als eine Milliarde Jahre alt war.

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(Bild: NASA, ESA, B. Welch (JHU), D. Coe (STScI), A. Pagan (STScI))

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Das Weltraumteleskop Hubble hat das Licht eines Sterns entdeckt, der innerhalb der ersten Milliarde Jahre nach dem Urknall existiert hat. Der auf "Earendel" ("Morgenstern" in Altenglisch) getaufte Stern ist der mit Abstand am weitesten von uns entfernte, der bisherige Rekordhalter – namens Icarus – leuchtete drei Milliarden Jahre später. Dass er trotz dieser unvorstellbaren Entfernung überhaupt für Hubble sichtbar ist, verdanken wir einem glücklichen Umstand: Ein immenser Galaxienhaufen zwischen uns und der fernen Galaxie von Earendel krümmt und fokussiert das Licht genau so, dass durch eine glückliche Fügung – und für einen begrenzten Zeitraum – der einzelne Stern einzeln zu erkennen ist. Er soll jetzt unter anderem mit dem Weltraumteleskop James Webb erforscht werden, das womöglich sogar seine Zusammensetzung ermitteln kann.

Als sie den Stern in den Hubble-Aufnahmen entdeckt haben, hätten sie es zuerst fast nicht glauben können, erinnert sich nun der Astronom Brian Welch von der Johns Hopkins University in Baltimore. Der Stern hat eine immense Rotverschiebung von z = 6,2 – der bisherige Rekordhalter kommt auf z =1,5. In dieser Entfernung sehen normalerweise ganze Galaxien aus wie "kleine Flecken" und die bestehen immerhin aus Millionen Sternen. Die Galaxie von Earendel werde dagegen durch die sogenannte Gravitationslinse halbmondförmig in die Länge gezogen. Der Stern liege dabei genau auf einer sogenannten Brennlinie, die sein Licht noch einmal bündelt und überhaupt für Hubble sichtbar macht. Seine Helligkeit werde damit mindestens um das Tausendfache verstärkt.

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Die weitere Erforschung Earendels sei wie ein Fenster in eine Epoche des Universums, die uns weitgehend fremd ist, meint Welch. Er und sein Team gehen davon aus, dass der Stern 50 Mal so massereich ist wie die Sonne und millionenfach heller. Er könnte aus ganz anderen Elementen bestehen, als die uns bekannten Sterne und möglicherweise zur bisher nur hypothetisch beschriebenen Population III gehören. Als er erstrahlte, war das Universum noch nicht mit jenen schweren Elementen gefüllt, die Generationen von Sterne später produzierten.

Earendels Eigenschaften sollen mit dem Weltraumteleskop James Webb erforscht werden, Beobachtungszeit sei bereits gebucht. Damit könne nicht nur bestätigt werden, dass es sich tatsächlich um einen Stern handelt, sondern auch seine Helligkeit und Temperatur genau bestimmt werden. Die Entdeckung wird im Fachmagazin Nature vorgestellt.

(mho)