Privacy Sandbox: Googles Cookie-Nachfolger gehen in den Praxistest

Die neuen Werbetechniken sollen zuerst von Beta-Testern erprobt werden. Den Geltungsbereich der Datenschutzgrundverordnung scheut Google jedoch noch.

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(Bild: Google)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Das Ende des Werbe-Cookies rückt näher: Google will ab dem heutigen Donnerstag gleich drei neue Ersatztechniken im Web-Browser Chrome ausprobieren. Zunächst sollen die neuen Tests in der Canary-Version des Google-Browsers Einzug halten und alsbald auch in der Beta-Version verfügbar sein.

Diese "Origin Trials" sind Teil des langfristigen Google-Plans, die derzeitige Praxis des Werbetrackings durch Privatsphäre-verträglichere Techniken zu ersetzen. Ziel der "Privacy Sandbox" ist es, möglichst viele Aspekte der personalisierten Werbung zu erhalten, aber gleichzeitig den Informationsfluss so zu beschränken, dass Werbetreibende und -dienstleister die Aktivitäten von Endnutzern nicht mehr schrankenlos überwachen können.

Deshalb werden etwa bei FLEDGE die Werbeauktionen auf das Gerät des Nutzers verlegt. Dazu müssen auf dem Gerät auch selbst Nutzungsdaten erfasst werden, die zum Beispiel das Retargeting ermöglichen. Ein Turnschuh-Verkäufer kann zum Beispiel Werbung gezielt bei Endnutzern ausspielen, die zuvor einen bestimmten Schuh in einem Online-Shop betrachtet haben.

Neben FLEDGE soll auch Topics in die öffentliche Testphase eintreteten. Hierbei wird der Inhalt von Websites erfasst, um ein grobes Interessenprofil von Nutzern zu erstellen. Im Unterschied zu den heute genutzten Interessenprofilen soll die Datensammlung weitgehend transparent sein: Nutzer können selbst einsehen, welche Interessen ihnen zugeordnet werden und welche Websites zu dieser Einschätzung beigetragen haben. Als Drittes wird "Attribution Reporting" getestet, bei dem es darum geht, tatsächliche Einkäufe der vorher gesehenen Werbung zuzuordnen.

Google

In den vergangenen Wochen wurden bereits erste Anpassungen für diese Tests im offenen Web gesichtet, Werbung wurde aber noch nicht ausgespielt. Bei den Probeläufen der Vorgängertechnik FLOC, die im Januar eingestellt worden war, waren Werbetreibende und Website-Betreiber wenig begeistert von den erzielten Ergebnissen. Da die FLOC aber nur isoliert getestet wurde, konnte sie der etablierten cookiebasierten Werbung nicht hinreichend Konkurrenz machen.

Die Privacy Sandbox soll im kommenden Jahr den Werbe-Cookie in Chrome endgültig ablösen. Eigentlich war der Wechsel bereits für Anfang 2022 vorgesehen, doch Google konnte sich im Markt nicht durchsetzen und hatte zudem Probleme mit den Aufsichtsbehörden. Die britische Marktaufsichtsbehörde Ofcom hat nun die internationale Bankengruppe ING dazu verpflichtet, als "Monitoring Trustee" alle Entwicklungen zu verfolgen und sicherzustellen, dass sich Google bei der Neuordnung des Marktes nicht selbst systematisch bevorzugt.

Die Verzögerung könnte zu Problemen führen, da die Geduld vieler Datenschutzbehörden mit den aktuellen Praktiken der personalisierten Werbung ausgelaufen ist. Dass Googles neue Techniken sich mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung vertragen, ist auch noch nicht sicher. Auf Nachfrage erklärte Google, dass die Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), der Schweiz und Großbritannien der Datenverarbeitung erst separat zustimmen müssen. Es sei in jedem Fall möglich, aus dem Testlauf wieder auszusteigen.

[Update 31.03.2022 – 16:45 Uhr] Der letzte Satz wurde berichtigt.

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