"Einzigartige Strukturen": Kryovulkane formten kilometerhohe Berge auf dem Pluto

Bis zu sieben Kilometer hohe Dome auf dem Pluto wurden wohl von Eisvulkanen geschaffen. Das hat ein Forschungsteam jetzt ermittelt.

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(Bild: Courtesy of NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

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(Bild: Courtesy of NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

Kryovulkane haben auf dem Zwergplaneten Pluto Strukturen geschaffen, die bislang noch nirgendwo anders gefunden wurden. Das hat ein Forschungsteam anhand von Bildern herausgefunden, die die NASA-Sonde New Horizons bei ihrem Vorbeiflug im Sommer 2015 gemacht hat. Nicht Erosion oder andere geologische Prozesse, sondern Eisvulkane hätten auf dem Pluto große Mengen an Material an die Oberfläche gepresst und eine ganze Region jener Hemisphäre geformt, die New Horizons gesehen hat. Gefunden haben die Forscher und Forscherinnen südlich der Region Sputnik Planitia riesige Kuppen und Erhebungen, die zwischen einem und sieben Kilometern hoch und bis zu 100 Kilometer breit sind.

Wie das Forschungsteam jetzt erläutert, seien alternative Theorien zur Entstehung der analysierten Formationen aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Weil das Terrain geologisch vergleichsweise jung sei, es dort fast keine Krater gibt und viel Material nötig war, um es zu formen, bestehe die Möglichkeit, dass der Pluto bis in die relativ junge Vergangenheit in seinem Inneren warm war. So könnte das Material durch die Eisvulkane an die Oberfläche gebracht worden sein, wo es trotz verschiedener Stoffe, die den Gefrierpunkt senken, schnell gefriert. Das Material könnte die Konsistenz von Zahnpasta gehabt haben und sich in etwa so bewegt haben, wie Gletscher auf der Erde, mutmaßen sie. Oder aber nur die Oberfläche war gefroren, darunter habe es aber noch fließen können.

Die Höhenunterschiede in dem Bild (re.) betragen bis zu acht Kilometer.

(Bild: Courtesy of NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/Kelsi Singer)

Die jetzt im Fachmagazin Nature Communications vorgelegte Studie zeige einmal mehr, "wieviel geologische Persönlichkeit der Pluto hat, obwohl er solch ein kleiner Planet ist", meint Alan Stern, der die Mission von New Horizons leitet. Auch Jahre nach dem Vorbeiflug an dem Himmelskörper mache sie deutlich, dass der uns deutlich mehr gelehrt habe, als man zu hoffen gewagt habe. Es sei ein Vorteil der Erforschung neuer Plätze im Sonnensystem, dass man unerwartete Dinge finde, ergänzt Kelsi Singer vom Southwest Research Institute, die die Analyse geleitet hat: "Diese riesigen, seltsam aussehenden Kryovulkane, [...] sind ein gutes Beispiel dafür, wie wir unser Wissen über vulkanische Prozesse und geologische Aktivitäten auf Eiswelten erweitern."

Die Plutosonde New Horizons der NASA war 2006 gestartet und hatte am 14. Juli 2015 als erste Sonde überhaupt den in der Zwischenzeit zum Zwergplaneten degradierten Pluto passiert. Enthüllt hatte sie dort eine überraschend komplexe Welt. Vor drei Jahren erreichte sie dann wieder als erstes Objekt von Menschenhand einen Himmelskörper im noch weiter entfernten Kuipergürtel – den zweigeteilten Arrokoth. Seitdem hat sie kein neues Ziel, befindet sich aber weiter auf dem Weg aus dem Sonnensystem und betreibt weiterhin Forschung. Zuletzt hatte New Horizons unter anderem dabei geholfen, die größte Parallaxmessung der Geschichte vorzunehmen und eine Anomalie bei der Hintergrundhelligkeit des Universums ermittelt.

Pluto-Sonde New Horizons (67 Bilder)

Plutos Oberfläche
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

(mho)