50 Jahre Arecibo-Botschaft: Neue Nachricht an Außerirdische verfasst

1974 wurde mit dem Arecibo-Teleskop erstmals eine Nachricht verschickt, die für Außerirdische gedacht war. Zum runden Jubiläum soll eine bessere Version folgen.

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Das Allen Telescope Array könnte aufgerüstet werden, um 2024 eine neue Nachricht zu schicken.

(Bild: SETI Institute)

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Zwei Jahre vor dem 50. Jahrestag der ersten gezielten Nachricht an mögliche Außerirdische hat ein Forschungsteam einen möglichen Nachfolger für die Arecibo-Botschaft ausgearbeitet. Die Gruppe um Jonathan Jiang vom Jet Propulsion Laboratory der NASA hat dabei nicht nur deutlich mehr Informationen zusammengetragen, die ihrer Meinung nach übermittelt werden sollten. Sie haben außerdem ermittelt, wann das chinesische Riesenteleskop FAST oder das Allen Telescope Array sie ausstrahlen sollten und wohin, damit die Chance am größten ist, dass sie jemand empfängt. Das Zentrum der Milchstraße sei besonders vielversprechend. Das Arecibo-Teleskop kann das nicht mehr erledigen, es ist vor anderthalb Jahren eingestürzt. Die beiden nun favorisierten Teleskope müssten aber erst nachgerüstet werden, um senden zu können.

Ihre aktualisierte Fassung der berühmten Arecibo-Botschaft ist wieder binär codiert und erläutert mathematische sowie physikalische Konzepte, um eine universelle Art der Kommunikation zu etablieren. Hinzugefügt haben sie darüber hinaus Informationen zur biochemischen Zusammensetzung des Lebens auf der Erde, eine mit einem Datum versehene Positionsangabe des Sonnensystems in der Milchstraße, sowie eine vereinfachte Darstellung des Sonnensystems und der Landmassen auf unserem Heimatplaneten. Auch eine schematische Darstellung eines menschlichen Mannes und einer Frau dürfen natürlich nicht fehlen. All das sollte ihrer Meinung nach in Richtung des Zentrums der Milchstraße gesendet werden, wo die Wahrscheinlichkeit am größten sei, dass mögliche außerirdische Zivilisationen die Nachricht – in ferner Zukunft – empfangen.

Die Ausführungen in ihrem wissenschaftlichen Text, der für die Publikation im Fachmagazin Galaxies angenommen wurde, machen einmal mehr deutlich, wie schwierig es ist, eine Nachricht zu verfassen, die fast ohne gemeinsamen Bezugsrahmen verständlich ist. So erläutert das Team, wie sie einen Zeitstempel einfügen wollen, der auch von Außerirdischen verstanden werden könnte. Schon bei den Pioneer- und Voyager-Nachrichten war der sogenannte Hyperfeinstrukturübergang des Wasserstoffatoms als Standardlängeneinheit und Standardzeiteinheit benutzt worden. Jiang und sein Team schlagen vor, damit anzugeben, wie viel Zeit seit Erzeugung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds vergangen ist. Sollte die Nachricht einmal empfangen werden, könnte damit ermittelt werden, wann sie versendet wurde.

Schematische Darstellung des Sonnensystems

(Bild: Jiang et.al)

Um die Position des Sonnensystems zu codieren, setzt das Team anders als bei den auf den Pioneer- und Voyager-Weltraumsonden angebrachten Plaketten nicht mehr auf Pulsare als Referenz. Stattdessen plädieren sie dafür, die Positionen von Kugelsternhaufen zu nutzen. Die seien nicht nur leichter von überall in der Milchstraße zu finden, sondern behielten ihre Position auch zuverlässiger bei. Um solch komplexe Informationen übertragen zu können, will das Team zuerst grundlegende mathematische Gegebenheiten – wie die Grundrechenarten – erklären und physikalisch Gegebenheiten darstellen. Unter anderem wollen sie die DNS-Struktur bildlich veranschaulichen. Es folgt noch das Bild des winkenden Menschenpaars und Darstellungen zur Erde und ihrer Zusammensetzung.

Auch Informationen über die Erde will das Team verschicken.

(Bild: Jiang et.al)

Das Team nennt die Nachricht "Beacon in The Galaxy Message" (also etwa "Leuchtturm-in-der-Galaxie-Nachricht"), sie sei simpel, aber voller Bedeutungen. Anders als die Arecibo-Nachricht, die mehr eine Demonstration des technisch Möglichen gewesen sei, handle es sich hier um einen ernsthaften Versuch, Kontakt aufzunehmen. Bei der Frage, ob wir das überhaupt versuchen sollten, verweisen sie auf die längst ausgetauschten Argumente. Ihrer Meinung nach lege die Logik nahe, dass eine Zivilisation, die die Nachricht empfangen und entschlüsseln kann, den Wert von Kooperation und Frieden erkannt habe. Wir als Menschheit sollten darüber debattieren, ob wir solch eine Nachricht senden sollten. Es ist auch nicht so, als wären wir bislang leise: Seit Jahrzehnten machen wir mit Signalen in einem wachsenden Gebiet um die Sonne auf uns aufmerksam.

Über aktive Versuche, mit möglichen Außerirdischen Kontakt aufzunehmen, wird unter dem Stichwort METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence) seit Jahren diskutiert. Es steht im Kontrast zur reinen Suche nach Signalen, die als SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) bezeichnet wird. Seit dem vom Arecibo-Teleskop 1974 die erste Nachricht ins All geschickt wurde, sind Dutzende solcher Versuche hinzugekommen. Während die Arecibo-Botschaft aber erst in mehr als 20.000 Jahren an ihrem Ziel – dem Kugelsternhaufen Messier 13 ankommen wird – wurden die meisten anderen zu näheren Zielen geschickt. Trotzdem wird es auch bei denen zumeist noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis sie an ihr Ziel ankommen – eine mögliche Antwort würde dann dauern. Derartige Kommunikation würde also in jedem Fall sehr langwierig.

(mho)