OLED-TVs bald von allen großen Herstellern

Samsung will erstmals seit 2013 wieder Fernseher mit organischen Displays anbieten, den eigenen Neo QLEDs aber weiterhin treu bleiben.

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(Bild: Shutterstock.com/Anton27)

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Bislang nutzen sämtliche OLED-Fernseher etwa von LG, Sony, Panasonic oder Philips OLED-Panels von LG Display, der Displaysparte von LG Electronics. Nun will auch Samsung in dieser Liga mitspielen. Das Besondere an den neuen OLED-TVs von Samsung ist das neue Panel: Es stammt aus Samsungs eigener Panelschmiede. Auch Sony will es in seinen TVs einsetzen.

Die beiden OLED-Varianten unterscheiden sich in wesentlichen Punkten: LG Display nutzt einen weiß leuchtenden organischen Schichtaufbau und setzt davor Farbfilter mit roten, grünen, blauen und transparenten Segmenten. Das transparente Weiß-Segment steigert die Lichtausbeute – an den RGB-Farbfiltern gehen 60 Prozent des Lichts verloren – und verhilft dem TV so zu höheren Leuchtdichten. In der Pixelstruktur erkennt man den weißen Streifen neben den schmalen RGB-Subpixeln; die LG-Technik wird deshalb oft WOLED genannt. Der Nachteil des zusätzlichen Weißsegments: Die Farben bleichen in hellen Bildbereichen etwas aus.

LG ordnet die Subpixel in seinen WOLED-Panels in der üblichen Streifenanordnung an und fügt an RGB ein weißes Subpixel.

Samsung nutzt eine blau leuchtende organische Schicht und erzeugt die Farben mit gedruckten Nanopartikeln. Die sogenannten Quantenpunkte (Quantum Dots, QDs) an der blauen Leuchtschicht konvertieren das blaue Licht in rotes und grünes und arbeiten so wie ein Filter für die roten und grünen Subpixel; das transparente Segment ist für die blauen Subpixel. Die Quantenpunkte sorgen für satte Farben auch in heller Umgebung. Anders als bei LG sind die RGB-Subpixel im Samsungs QD-OLED allerdings nicht nebeneinander, sondern in einer Art Dreieck angeordnet. Diese Deltastruktur mit ihren vergleichsweise großen Zwischenräumen erleichtert die Ausrichtung der Masken in der Fertigung (das Alignment).

In Samsungs QD-OLED-Panel sind jeweils drei RGB-Subpixel fest einem Bildpunkt zugeordnet. Diese Delta-Struktur ist also keine Pentile-Matrix.

Durch die ungewöhnliche Deltastruktur entstehen jedoch zugleich unschöne Farbsäume an kontrastreichen Kanten. Beim Alienware-Monitor AW3423DW von Dell mit QD-OLED-Panel waren die Farbartefakte aus dem Büro-üblichen Betrachtungsabstand von 60 Zentimetern unübersehbar. Wir haben den Gaming-Monitors von Dell mit QD-OLED-Panel für Sie getestet. Die Farbsäume sind auch bei den großen Fernsehern von Samsung und Sony zu sehen, wir sind dafür aber näher als im Wohnzimmer üblich ans Display herangetreten. Am 65-Zoll-TV von Sony haben wir bei der Videowiedergabe aus einer der TV-Diagonale angemessenen Distanz von etwa drei Metern keine Artefakte mehr wahrgenommen.

Trotz der großzügigeren Pixelstruktur gelingt es Panelhersteller Samsung Displays derzeit nicht, das OLED-Panel mit größeren Diagonalen zu fertigen. Sowohl Samsung als auch Sony können die QD-OLED-TVs deshalb zunächst nur mit 1,40 Meter (55 Zoll) und mit 1,65 Meter Diagonale (65 Zoll) anbieten. Und es wird zumindest vorläufig keine QD-OLEDs mit 8K-Auflösung geben – dafür müsste sich die Pixelstruktur wesentlich verkleinern lassen, was wiederum sehr hohe Anforderungen ans Alignment stellen würde. Schon bei 4K-Auflösung munkelt man von Ausbeuten an tauglichen Panels (der Yield) um 30 Prozent, was für eine Massenproduktion extrem niedrig wäre.

Samsung stellt eigene OLED-TVs vor, sieht seine Neo QLEDs mit LCD-Technik und Quantenpunkten aber weiterhin als beste Fernsehertechnik.

Die kleinen Diagonalen und fehlendes 8K dürften Gründe gewesen sein, weshalb Samsung die QD-OLEDs nicht als Topmodell einordnet. Stattdessen platziert der Hersteller die organischen Displays im Portfolio unterhalb seiner aktuellen Neo-QLEDs, also LCD-TVs mit lokal dimmbarem Mini-LED-Backlight und farbverstärkenden Quantenpunkten. Laut Samsung liegen die S95B-OLED-Modelle zwischen den Serien QN90B und QN95B, was für den 65-zölligen 65S95B ein Preis zwischen 3000 und 3500 Euro bedeutet. Man setze weiterhin auf die Neo-QLED-Technik, bekräftigte ein Samsung-Vertreter. Der Markt habe jedoch OLED-TVs verlangt, weshalb man diese Technik jetzt ebenfalls anbiete.

Allerdings seien OLED-TVs weniger lichtstark als LCD-TVs und damit nicht so alltagstauglich für helle Umgebungen, erklärte der Hersteller. Samsung spezifiziert für die S95B eine Spitzenhelligkeit von 1500 cd/m2. Diese "Peak Luminanz" muss nur kurzzeitig auf einem kleinen Bildausschnitt erreicht werden. Wie hell der Schirm dauerhaft leuchtet, wissen wir noch nicht.

Samsung nennt seine neue Technik übrigens nicht mehr QD-OLED, sondern nur noch OLED. Das könnte auch daran liegen, dass der TV-Hersteller mangels ausreichender Produktionskapazitäten künftig auch WOLED-Panels von LG Displays nutzen wird. Ohne die genaue Differenzierung zwischen "QD" und "W" bleibt es für die Kunden offen, welche OLED-Variante im Samsung-TV steckt. Die Bezugsquelle sei nicht wichtig, erklärte der Hersteller, entscheidend sei am Ende die Bildqualität. Was natürlich stimmt, aber nicht unbedingt vom Vertrauen in die hauseigene Paneltechnik zeugt.

Sony platziert die kontraststarken Smart-TVs mit QD-OLED-Panel im Spitzensegment und bietet auch OLED-TVs mit LG-Panel an.

(Bild: Bild: Sony)

Hier ist Sony eindeutiger: Der japanische TV-Hersteller positioniert seine QD-OLED-TVs als neue Topmodelle und bleibt auch bei der Panelbezeichnung. Daneben will Sony wie gehabt OLED-TVs mit LG-Panel nutzen: Die letztjährigen Topmodelle der A90J-Serie wurden ergänzt um die A90K-Serie mit zwei OLED-TVs in 42- und 48-Zoll-Diagonale (1,07 m und 1,20 m). Zusätzlich bietet Sony billigere OLED-TVs mit 60-Hz-Panelrefresh von LG und neue LCD-TVs mit Mini-LEDs im lokal dimmbaren Backlight an.

Sowohl Sony als auch Samsung haben neue Standfüße für ihre TVs vorgestellt. Das Besondere bei Samsung ist die Möglichkeit, das TV darauf um 90 Grad in die Senkrechte zu drehen. Alle TVs des Jahrgangs 2022 können das Bild mitdrehen und auch den Homescreen des Smart-TVs sowie alle Einstellmenüs passend gedreht anzeigen. Der Hochkantbetrieb war bisher dem rotierbaren Design-TV The Sero vorbehalten, den es nur mit 43 Zoll Diagonale gibt.

Außerdem will Samsung die Drehfunktion für TVs mit Diagonalen bis 65 Zoll per Wandhalterung ermöglichen; leider konnten wir bislang weder die Standfüße noch die Halter in Aktion sehen.

The Frame besitzt jetzt eine mattierte Schirmoberfläche (rechts), die Reflexionen sichtbar reduziert.

Mit ihnen lässt sich auch The Frame in die Senkrechte stellen. Das einem Bilderrahmen nachempfundene Design-TV bekommt in diesem Jahr erstmals eine mattierte Oberfläche, mit der die gerahmten digitalen Bilder weniger von Decken- oder Standlampen beeinträchtigt werden. Die Mattierung hat uns auf den ersten Blick überzeugt: Ein direkt auf den Schirm gerichteter Spot erzeugte lediglich einen matt schimmernden Fleck, während sich im daneben hängenden "alten" Frame die Lampe und alle Objekte im Raum deutlich abzeichneten.

Samsung bringt 2022 neue Geräte mit 8K-Auflösung (7680 × 4320 Pixel) aus seiner Neo QLED-Reihe mit LCD-Technik. Bei diesen wurde die Funktion zum Hochskalieren von Inhalten weiter verbessert. So will Samsung jetzt bei der Interpolation geringerer Auflösungen 14 statt bisher 12 Bit nutzen und mehr virtuelle Bildebenen berücksichtigen.

LG ist derzeit der einzige Anbieter von OLED-Fernsehern mit 8K-Auflösung. Die neuen 8K-Modelle aus der Z2-Serie sind weiterhin recht teuer, zumal sie auch nur mit 77 und 88 Zoll also 1,95 Meter respektive 2,23 Meter Diagonale angeboten werden: Für den größeren OLED88Z29LA empfiehlt LG stolze 30.000 Euro, das 77-Zoll-Modell OLED77Z29LA soll 15.000 Euro kosten – immerhin 5000 Euro weniger als sein Vorgänger. Damit zielt LG dennoch auf eine recht kleine Nutzergruppe. Die ältere Modellreihe ZX9LA ist mit etwa 8000 Euro für den 77-Zöller deutlich preiswerter. Darin steckt zwar nicht die neueste Evo-Technik für mehr Leuchtdichte, im abgedunkelten Heimkino reicht deren Leuchtdichte aber aus.

LG spendiert seinen OLED-TVs an den HDMI-2.1-Ports in diesem Jahr volle Bandbreite von 48 GBit/s fürs Gaming.

(Bild: LG)

Sämtliche neuen OLED-TVs von LG bis auf die günstigere A2-Serie besitzen 2022 ein 120-Hz-Panel und vier HDMI 2.1-Eingänge mit 48 Gbit/s für bessere Farbauflösung. Die Datenrate der LG-TVs des Jahres 2021 war auf 40 Gbit/s begrenzt. Wie gehabt unterstützen die Geräte neben ALLM, VRR, FreeSync und G-Sync auch Dolby Vision Gaming mit 4K/120 Hz. Samsung verspricht für seine aktuellen TVs ebenfalls vier HDMI-Ports in Version 2.1 mit 4K/120 Hertz. Speziell Gamer werden sich über höhere Refreshraten der TVs freuen.

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