Satelliteninternet: Amazon bucht 83 Raketenstarts für Project Kuiper

Dutzende Starts der Ariane 6, der New Glenn und der Vulcan Centaur sollen in den nächsten fünf Jahren über 3300 Satelliten für Amazons Internetprojekt starten.

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So soll die Ariane 6 aussehen.

(Bild: ESA - D. Ducros)

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Amazon hat für den Aufbau seine Satelliteninternets "Project Kuiper" bei drei Raumfahrtunternehmen insgesamt 83 Starts von Schwerlastraketen bestellt, darunter 18 mit der europäischen Ariane 6. Weitere Satelliten sollen mit Raketen von Blue Origin und der United Launch Alliance ins All transportiert werden, teilte Amazon am Dienstag mit.

Für Arianespace ist es der größte Vertrag der Geschichte, der Konzern spricht von einem großen Vertrauensbeweis in die Rakete, die noch nie abgehoben hat. Weitere 12 Starts – plus Optionen für 15 mehr – hat sich Amazon bei Blue Origin gesichert, dem Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Auch hier geht es mit der New Glenn um eine Rakete, die noch nie gestartet ist. Die Vulcan Centaur der United Launch Alliance, von denen für Project Kuiper jetzt 38 geordert wurden, hat ihren Erstflug ebenfalls noch vor sich. Zusammen sollen sie innerhalb von fünf Jahren 3239 Satelliten für Amazons Mega-Satellitenkonstellation starten.

Drei Jahre nach der ersten Ankündigung von Project Kuiper macht Amazon mit der Riesenbestellung jetzt ernst. Genau wie SpaceX mit Starlink will Amazon darüber "den weltweiten Zugang zu globalem Breitbandinternet verbessern". Amazon zielt neben Privathaushalten auf "Schulen, Krankenhäuser, Unternehmen, Regierungsbehörden, Katastrophenschutzorganisationen, Mobilfunkbetreiber und andere Organisationen, die sich an Orten ohne zuverlässige Internetverbindung befinden". Das Netz soll sicher und belastbar sein, auch dank der globalen Netzwerkinfrastruktur von Amazon sowie den Rechenzentren von Amazon Web Services (AWS). Bei der Entwicklung der Empfangsgeräte könne man auf Erfahrungen mit den Echo- und Kindle-Geräten zurückgreifen.

Wie groß die Nachfrage nach Porject Kuiper sein wird, ist aktuell nicht abzusehen. SpaceX ist beim Aufbau seines Netzwerks mit Abstand am weitesten, über 2000 aktive Satelliten bieten in Dutzenden Staaten eine Internetverbindung. Nicht so weit ist das britische Unternehmen OneWeb, das sich mit weniger als 700 Satelliten aber auch nicht an Privatpersonen, sondern Geschäftskunden und Verwaltungen richtet. OneWeb waren zuletzt die russischen Raketen für den Start der ausstehenden Satelliten abhanden gekommen, für die SpaceX eingesprungen ist.

Amazon erklärt, dass die Bestellung von Starts bei mehreren Anbietern von Anfang an wichtiger Teil der Strategie gewesen sei. Damit reduziere man das Risiko. Wie viele der Konzern für die Raketen bezahlt, geht aus der Mitteilung nicht hervor, auch nicht, wann es losgehen soll. Der Konzern hatte sich für erste Tests bereits Raketen gesichert.

Mit der Bestellung der Startkapazitäten für mehrere Tausend Satelliten bestätigt sich auch die Befürchtung, dass es im Orbit immer voller wird. Schon kurz nach Beginn des Aufbaus von Starlink war deutlich geworden, dass die vergleichsweise niedrig kreisenden Satelliten astronomische Aufnahmen unbrauchbar machen können, weil sie als störende Streifen abgebildet werden. Nach der Dämmerung und vor dem Sonnenaufgang werden solche Satelliten auch für Sternengucker:innen immer mehr zur Störung, haben Modellrechnungen gezeigt. Der größtenteils unverstellte Blick zu den Sternen könnte schon bald der Vergangenheit angehören, auch weil eine Reihe weiterer Megakonstellationen angekündigt wurden.

(mho)