Online-Anlagebetrüger sollen 14 Millionen Euro erbeutet haben

Gegen zwei Anlagebetrüger einer internationalen Bande ist in Bamberg Anklage erhoben worden. Ihr Vorgehen soll dem des Wolf of Sofia ähneln.

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Statt der erhofften Rendite ist das Geld weg: Online-Anlagebetrüger haben offenbar einen Schaden von mindestens 14 Millionen Euro verursacht.

(Bild: NIKCOA/Shutterstock.com)

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Mindestens 250 Opfer, mindestens 14 Millionen Euro Schaden: Der Zentralstelle Cybercrime in Bayern ist ein Schlag gegen eine Bande von Online-Anlagebetrügern gelungen. Zwei mutmaßliche Mitglieder einer international operierenden Bande von Anlagebetrügern sollen angeklagt werden, berichtet die Nachrichtenagentur DPA am Dienstag.

Den beiden 23 und 38 Jahre alten Männern wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in 140 Fällen vorgeworfen, wie die DPA unter Berufung auf die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg schreibt, wo die Zentralstelle angesiedelt ist. Die beiden Angeklagten sollen ab Oktober 2016 beziehungsweise ab März 2019 bis zu ihrer Festnahme im Juli 2021 Mitglieder einer Gruppe gewesen sein, die sich für betrügerisches Cybertrading zusammengeschlossen hatte.

Die Betrüger locken dabei auf professionell gemachten Online-Plattformen mit angeblich profitablen Anlageprodukten. Speziell ausgebildete Mitarbeiter in Callcentern sollen auch telefonisch einen seriösen Eindruck hinterlassen. Das Geld der Anleger wird aber nicht investiert, sondern fließt in die Taschen der Täter. Die Bande, als deren Mitglieder die beiden Männer nun angeklagt sind, soll insgesamt mittlerweile mindestens einen Schaden von mehr als 14 Millionen Euro verursacht und 250 Opfer haben. Die Ermittler gehen allerdings von einer großen Dunkelziffer aus.

Die Masche der Gruppe soll der des sogenannten "Wolf of Sofia" ähneln. Dabei handelt es sich um einen in Österreich wegen Cyberkriminalität verurteilten Mann. Der Spitzname "Wolf of Sofia" nimmt Bezug auf den Film "Wolf of Wall Street" und darauf, dass die Bande, an deren Spitze der "Wolf" gestanden haben soll, Call-Center in Sofia in Bulgarien betrieben haben soll. Die kriminelle Masche war im vergangenen Jahr auch im Zusammenhang mit den Enthüllungen rund um die sogenannten Pandora Papers in die Schlagzeilen geraten.

Nach Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime betrieben die beiden nun in Bamberg vor Gericht stehenden Männer gemeinsam mit der Gruppe bis Juli 2021 zum Teil parallel unter anderem die betrügerischen Trading-Plattformen Alpha Financial Group, Zurich Financial Group und Geneva Capital Group. Die beiden Männer sollen insbesondere in einem Callcenter in Sofia tätig gewesen sein. Eine konkrete Verbindung mit der Bande des verurteilten Cyberbetrügers "Wolf of Sofia", die nach ähnlichem Modus Operandi vorging, gibt es nach Angaben von Staatsanwalt Nino Goldbeck allerdings nicht. Es handle sich um unterschiedliche Banden.

Die beiden Männer waren - zusammen mit zwei weiteren - 2021 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Auch wenn es immer wieder Ermittlungserfolge wie diesen gibt, wird die Zahl der Betrugsfälle im Bereich Cybertrading nicht weniger, wie Thomas Goger von der Zentralstelle zu Jahresbeginn sagte. Mitte Dezember 2021 liefen bei der auf Online-Kriminalität spezialisierten Einheit der Staatsanwaltschaft Verfahren gegen rund 720 Fake-Plattformen – pro Monat kommen laut Goger mehr als 200 Anzeigen dazu.

(tkn)