Intel nimmt neuen Anlauf bei Unterhaltungselektronik
Der Embedded-Chip Xscale soll Taschen-Videoplayer antreiben. Die Elektronikhersteller sind an Intels Konzept interessiert, die Filmverlage jedoch eher skeptisch.
Der Embedded-Chip Xscale soll Taschen-Videoplayer antreiben. Die Elektronikhersteller sind an Intels Konzept interessiert, die Filmverlage jedoch eher skeptisch. Unter einem Personal Video Player (PVP) schwebt Intel ein visuelles Gegenstück zu Apples iPod vor: ein tragbarer Videoplayer für MPEG4-Dateien mit Festplatte und einem hochauflösenden 4-Zoll-Bildschirm. Das Gerät soll etwas größer werden als ein PDA, jedoch maximal 350 Gramm wiegen und gut in der Jackentasche tragbar sein. Eine Festplatte von 20 Gigabyte würde etwa 70 Stunden Spielfilm oder Fernsehprogramm zum Mitnehmen Platz bieten. Zur Überspielung vom PC sind USB- und WLAN-Anschlüsse vorgesehen -- allerdings kein FireWire-Port. Unterstützt werden alle gängigen Video- und Audioformate. Trotz der Wiedergabe in DVD-Qualität soll eine Batterieladung für vier Stunden reichen.
Genau wie portable MP3-Player wäre der PVP ein idealer Verführer zum Konsum unerlaubt kopierter Medien. Hier kämpft insbesondere Amerikas Filmindustrie juristisch und technisch bereits einen erbitterten Kampf. Elektronikhersteller wie Sonicblue (damals noch Diamond Multimedia) gerieten sogar unter -- letztlich gescheiterte -- Anklage, da ihre Geräte die Duplizierung und Weitergabe von Videos und Fernsehaufnahmen ermöglichen. Solche Streitereien will Intel tunlichst vermeiden, bekannte Intels Forschungsmanager Bryan Peeble. Deshalb habe man bei der jetzt vorgestellten Referenzplattform auf Anschlussmöglichkeiten wie FireWire verzichtet, die zum illegalen Kopieren allzu offensichtlich einladen. Auch ein analoger Eingang -- etwa zum Überspielen von DVDs -- ist nicht vorgesehen. Letztlich liege es aber bei jedem Hardware-Produzenten, wie die jeweiligen Geräte im Detail ausgestattet seien.
Der Chiphersteller plant keine eigene Herstellung oder Vermarktung des PVP; auch ein Intel-Logo wie auf PCs ist auf den Geräten nicht vorgesehen. Mit digitalen Kameras und einem elektronischen Mikroskop hat Intel zuvor vergeblich versucht, unter eigenem Label in die Unterhaltungselektronik vorzustoßen. Die Kalifornier stehen jedoch nunmehr mit mehreren Elektronikproduzenten in Verhandlung. Namen will Intel nicht nennen -- Sony gehöre aber beispielsweise nicht dazu, verriet Peeble. Die Japaner arbeiten an eigenen Entwicklungen und stehen in Kooperation mit dem Harddisk-Recorder-Entwickler Tivo. Die ersten PVP-Produkte mit Xscale-Chips sollen jedoch kommenden Herbst von Entwicklungspartnern angekündigt werden. Intel veranschlagt Preise um 400 US-Dollar. (Erich Bonnert) / (jk)