"Chinatown Detective Agency": Cybernoir-Detektivin auf Irrwegen

Hübsch retro, aber inhaltlich mau. Das Point&Click-Abenteuer "Chinatown Detective Agency" von General Interactive macht zu wenig aus einer guten Spielidee​.

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(Bild: General Interactive)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller

Nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne ist "Chinatown Detective Agency" endlich auf dem PC verfügbar. Das Entwicklungsstudio General Interactive schickt Spieler und Spielerinnen durch die ganze Cybernoir-Welt, um Verschwörungen aufzudecken und Kunstschätze zu jagen.

Die Detektivin Amira Darma startet ihrer Karriere als Privatdetektivin in unruhigen Zeiten. Die Moral ist ihr weniger wichtig als ihr Bankkonto. Deshalb nimmt sie jeden Job an, den sie nur kriegen kann. Dabei helfen ihr nicht nur gute Kontakte zu Polizei und Verwaltung, sondern auch zu der Gangsterszene der pulsierenden Metropole. Überall stößt sie auf Kunstschmuggler, zwielichtige Geschäftsleute und hinterlistige Gangster.

In unseren Anspielstunden entpuppt sich "Chinatown Detective Agency" als Mix aus Point&Click-Abenteuer und Minispielsammlung im Retro-Pixel-Look. Amira jettet durch die Welt, identifiziert für ihre Kunden Kunstschätze oder deckt einen Umweltskandal auf. Das kostet natürlich Geld und am Ende muss die Bilanz auf dem Geschäftskonto stimmen. Kann sie nämlich ein paar Monate hintereinander ihre Ausgaben nicht decken, heißt es Game Over. Im Ansatz erinnert die Spielidee ein wenig an den Videospielklassiker "Where in the World is Carmen Sandiego?".

"Chinatown Detective Agency" angespielt (5 Bilder)

Schicker Retrostil, aber wenig Abwechslung: "Chinatown Detective Agency" (Bild: heise online)

Für ihre Fälle muss sich Amira mit Memory-ähnlichen Bilderrätseln in Computer hacken oder Codes knacken. Wer sich mit Chiffres wie Polibios auskennt, ist hier im Vorteil. Manchmal gibt es sogar eine kleine Actionsequenz, in der Amira unter Zeitdruck ihre Gegner ausschaltet. Der eigentliche Kniff des Spiels ist aber die Echtzeitrecherche über das (echte) Internet. Per Link kann Amira Stichworte in einem Browser googeln. So originell das auch auf den ersten Blick aussieht – es ist eine sehr simple Methode, um auf die Lösung eines Rätsels zu kommen und fühlt sich an, als würde man schummeln.

Oft bekommt Amira nur Beschreibungen oder Bilderteile, die sie entschlüsseln muss. Über die Suchmaschine sie dann Stichwörter ein oder ruft die Bildersuche auf. Kompliziert ist das nicht. Meist führt schon der erste Suchtreffer zur Lösung. Obwohl das im Prinzip eine clevere Idee ist, hätten wir uns eine logische Lösung aus dem Spiel heraus gewünscht.

Trotz der guten Grundidee fällt dem Entwicklungsstudio inhaltlich zu wenig ein. "Chinatown Detective Agency" bietet schlicht zu wenig Abwechslung. Eine spannende und durchgehende Story war kaum zu erkennen. Warum sich Amira nach zwei Aufträgen für einen Kunden entscheiden muss, um für ihn in Vollzeit zu arbeiten, war nicht verständlich. Ärgerlich: Gespeichert wird nur zwischen den Aufträgen. Hat Amira mal einen Termin mit einem Verdächtigen verpasst oder ihren Flug verschlafen, geht der ganze Fall von vorne los. Das ist alles andere als spannend, auch weil die Dialoge zwar gut in Englisch vertont sind, aber wenig Witz bieten.

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Von "Chinatown Detective Agency" bleibt der schicke Retro-Look und die originelle Grundidee im Gedächtnis. Alles andere enttäuscht: Die Story ist langweilig, die Rätsel wiederholen sich und das Fehlen einer freien Speicherfunktion ist unverständlich. Der originelle Kniff mit der Browser-Suche ist nur am Anfang spannend und wird schnell zur leidigen Pflichtaufgabe. Das macht wenig Lust auf mehr.

"Chinatown Detective Agency" ist für Windows, macOS, Xbox One und Nintendo Switch erschienen und ist Teil des Xbox Game Pass. Es kostet ca. 25 €. USK nicht geprüft.

(dahe)