Luca App bekommt 30 Millionen Euro für digitale Geldbörse

Die Zahlungsfunktion soll der Kontaktdatenerfassungs-App nach der Pandemie eine neue Bestimmung geben. Dafür gibt es jetzt das nötige Startkapital.

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(Bild: Shutterstock/Pressmaster)

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Von
  • Malte Kirchner
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Culture4Life, die Entwicklerfirma der Luca App, erhält von Investoren 30 Millionen Euro für eine Neuausrichtung. Im Fokus steht dabei das Ziel, mit Luca künftig eine digitale Geldbörse anzubieten. Geldgeber ist unter anderem der Berliner Risikokapitalgeber Target Global. Die Fintech-Unternehmer Julian Teicke und Ramin Niroumand unterstützen ebenfalls mit Kapital, aber auch mit ihrer Expertise als Berater. Beide hatten zuvor mehrere Digitalunternehmen aufgebaut, berichtet Finance Forward.

In dieser Woche gab Culture4Life bekannt, dass die Kontaktdatenerfassung vorerst ruht. Stattdessen soll die App an anderer Stelle zum Alltagsbegleiter werden, etwa durch Bereitstellen von Informationen zu besuchten Veranstaltungen oder Einrichtungen. Ferner soll Luca auch zur Identitätsprüfung genutzt werden können, indem verifizierte Daten des Personalausweises hinterlegt werden. Aufsehen erregt aber vor allem der Plan, mit Luca Pay eine digitale Geldbörse einzuführen. Diese soll mit gängigen Kassensystemen kompatibel sei und technisch an den Zahlungsdienstleister Rapyd angebunden sein, heißt es in dem Bericht. Pro Transaktion sollen 0,5 Prozent des jeweiligen Umsatzes an Culture4Life gezahlt werden.

Ihre große Verbreitung mit 40 Millionen registrierten Nutzern und 450.000 beteiligten Restaurants und Kulturbetrieben verdankt die Luca App den Maßnahmen gegen die Coronapandemie. Culture4Life war seinerzeit mit prominenter Unterstützung des Musikers Smudo angetreten, die vorgeschriebene Erfassung von Kontaktdaten zu digitalisieren. Durch die Kooperation mit Gesundheitsämtern sollte die Verfolgung von Infektionsketten erleichtert werden. Das Prinzip, als Gast nur noch mit dem Smartphone einen QR-Code abfotografieren zu müssen, kam zunächst gut an. 13 Bundesländer schlossen einen Vertrag mit Culture4Life. Laut Finance Forward nahm Culture4Life dadurch 23 Millionen Euro an Lizenzgebühren ein. Inzwischen sind die meisten Bundesländer aber ausgestiegen und Culture4Life hat sich nach neuen Geschäftsfeldern umgesehen. Die Luca App geriet in die Kritik wegen des Datenschutzes. Unter anderem hatten sich Polizeibeamte Zugang zu Daten verschafft.

Befürchtungen in Sachen Datenschutz tritt Culture4Life bei den neuen Funktionen gleich entgegen. Die Personalausweis-Daten würden nur lokal auf dem Smartphone abgelegt. Zahlungstransaktionen liefen künftig nur beim Zahlungsanbieter und auf den dafür notwendigen Systemen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs sind auch die Verbindungen des Investors Target Global nach Russland ein Thema, zu dem sich die Macher der Luca App erklären. Target Global-Mitgründer Alexander Frolov ist Sohn eines russischen Oligarchen, der laut Medienberichten Geldgeber des Fonds war. Laut Culture4Life-Geschäftsführer Patrick Hennig seien Target Global und die handelnden Akteure aber nicht von Sanktionen belegt. Zudem würden sie den Angriffskrieg in der Ukraine auf das Schärfste verurteilen.

(mki)