DeTeWe-Werk in Hoppegarten wird geschlossen

Der neue Besitzer, die bayerische Vogt electronic AG, will die Produktion ins nordrhein-westfälische Witten verlagern.

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Das DeTeWe-Werk in Dahlwitz-Hoppegarten bei Berlin wird geschlossen. Dies kündigte der neue Besitzer, die bayerische Vogt electronic AG, auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch an. Damit fallen dort mehr als 300 Arbeitsplätze weg. Die Produktion soll nach Witten in Nordrhein-Westfalen verlagert werden. Alle Beschäftigten bekamen das Angebot, nach Witten zu ziehen. In dem erst 1993 eröffneten Werk wurden schnurlose Telefone und Kommunikationsanlagen gefertigt.

"Dieser Schritt wird notwendig, da eine weitere Auslastung am Standort Hoppegarten nicht gesichert, eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit nicht gegeben, hoher Investitionsbedarf besteht und erkennbare Standortvorteile nicht vorhanden sind. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird die Schließung des Standortes nicht vermeidbar sein", erklärt laut einer Mitteilung des Unternehmens Reinhard Schülein, Vorstandsvorsitzender der VOGT electronic AG, die Entscheidung. In Witten würden bereits seit mehreren Jahren Großserien für die Telecom-Branche gefertigt, auch für DeTeWe. Dort seien die Fertigungskosten niedriger und die Qualität höher als in Hoppegarten.

Die Schließung kam nach dem Eigentümerwechsel nicht mehr überraschend. Die Deutsche Telephonwerke (DeTeWe) hatte das Werk erst zum 1. Juni an eine Tochtergesellschaft von Vogt verkauft. Der bayerische Konzern stellt Bauelemente und Leiterplatten für die Elektroindustrie her. Der Betriebsrat fürchtet nun, dass fast alle Beschäftigten arbeitslos werden. "Bis auf wenige Ausnahmen wird niemand nach Witten mitgehen", sagt Betriebsrat Andreas Taubert. "Fast alle haben hier Familie und Kinder."

Der Betriebsrat warf dem neuen Eigentümer vor, von vornherein kein Interesse am Erhalt des Standorts Hoppegarten gehabt zu haben. "Das Werk wurde an Leute verkauft, die nur an die Aufträge kommen wollten", sagte Betriebsrat Taubert.

Vogt hatte zu Beginn des Monats über eine Tochtergesellschaft alle Geschäftsanteile der DeTeWe Produktionsgesellschaft mbH übernommen, einer Tochtergesellschaft der DeTeWe. Dadurch ging im laufenden Geschäftsjahr auch ein Umsatz von 40 Millionen Euro auf den neuen Eigentümer über. In den kommenden beiden Geschäftsjahren wird mit jeweils 80 Millionen Euro Umsatz gerechnet. Die Vogt-Gruppe zählt insgesamt 5300 Beschäftigte.

Die DeTeWe beschäftigt insgesamt mehr als 2300 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr war das Unternehmen, das zur Röchling-Gruppe gehört, in die Verlustzone gerutscht. Dieses Jahr sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. (anw)