RoboCup German Open: B-Human gewinnt Finale gegen HTWK Leipzig

Schöne Spielzüge und ein perfekter Querpass sichern dem Team aus Bremen den Sieg. Dank neuer Kalibrierung finden sich die Roboter auf dem Feld selbst zurecht.

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Die Angst des Tormanns beim Anpfiff: Ganz allein war der Hulks-Keeper dem Ansturm der B-Human-Kicker nicht gewachsen.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske / heise online)

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  • Hans-Arthur Marsiske
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Beim Auftaktturnier der in diesem Jahr verteilt stattfindenden RoboCup German Open hat das Team B-Human (Uni Bremen) das Finale gegen das stark verteidigende Team HTWK aus Leipzig mit 4:0 sicher gewonnen. Die Bremer beeindruckten dabei nicht nur durch das Ergebnis, sondern auch durch schöne Spielzüge. So erzielten sie etwa das 2:0 nach einem perfekt gekickten Querpass zu einem vor dem Tor frei stehenden Spieler.

Beim Roboterfußball scheint sich ansonsten eine ähnliche Entwicklung abzuzeichnen wie beim menschlichen Fußball: Die Zuschauer, die das Geschehen im Livestream am Bildschirm verfolgen, sehen manchmal mehr als die im Stadion. Bei den menschlichen Kickern gibt es die Zeitlupenwiederholungen aus verschiedenen Perspektiven, bei den Robotern Informationen über ansonsten unsichtbare Aktionen.

So war beim Auftakt der diesjährigen RoboCup German Open im Rahmen des German Open Replacement Event (GORE 3.0) im Livestream zu sehen, wie bei den Spielen der Standard Platform League für jedes Team eine Zahl angezeigt wurde, die von 1200 heruntergezählt wurde. Den Zuschauern vor Ort im Festsaal der Hamburger Handelskammer blieb diese Information verborgen, dabei betrifft sie eine der wichtigsten Regeländerungen: Die Zahl der Botschaften, die jedes Team während eines Spiels übers WLAN versenden kann. Sie wurde für dieses Jahr von einer pro Sekunde und Spieler auf eine pro Sekunde fürs gesamte Team gesenkt und soll zukünftig weiter reduziert werden, bis ein Niveau erreicht ist, das ungefähr den Zurufen beim menschlichen Fußball entspricht. Schließlich verfolgt der RoboCup weiterhin das Ziel, bis zum Jahr 2050 mit einem Team humanoider Roboter gegen den amtierenden menschlichen Fußballweltmeister zu gewinnen.

Robocup 2022 (7 Bilder)

Die Angst des Tormanns beim Anpfiff: Ganz allein war der Hulks-Keeper dem Ansturm der B-Human-Kicker nicht gewachsen. (Bild: Hans-Arthur Marsiske / heise online)

Die Fortschritte in Richtung dieses Ziels sind nicht immer spektakulär – und manchmal eben sogar unsichtbar wie jetzt bei der Kommunikation. Vieles kann auf den ersten Blick auch wie ein Rückschritt wirken, etwa wenn nach einer größeren Softwareumstellung die Roboter eines Teams auf einmal viel unbeholfener wirken als im Jahr zuvor oder sich womöglich gar nicht bewegen. Aus diesem Grund konnten die HULKs bei diesem Turnier nicht punkten, waren aber trotzdem zufrieden mit den Erfahrungen, die sie bei dieser ersten Präsenzveranstaltung nach der Coronapause gewinnen konnten.

Ähnlich geht es den Bit-Bots (Uni Hamburg), die als einziges Team der Humanoid League ihre Roboter mitgebracht hatten. Das geplante Demo-Spiel gegen Roboter der Standard Platform League fiel zwar nicht sehr attraktiv aus, dennoch waren die Teammitglieder zufrieden. „Wir sehen das hier als Hackathon“, sagte Florian Vahl, der sich darüber freute, wie gut die Bildverarbeitung der Roboter unter realen Wettbewerbsbedingungen funktionierte.

Freuen können sich die Bit-Bots auch über einen zweiten Platz im Finale der Humanoid League Virtual Season 2021/22, bei dem sie den CIT Brains mit 4:2 unterlagen. Der Fairness halber soll nicht verschwiegen werden, dass die CIT Brains sämtliche Tore in diesem Spiel erzielten, inklusive zweier Eigentore.

Ein weiterer, besser sichtbarer Fortschritt, der durch die Corona-Zwangspause und die daraus hervorgegangenen Remote-Spiele gefördert wurde, betrifft die Kalibrierung der Roboter in der Standard Platform League. Während früher deren Bildverarbeitung aufwendig von Hand auf die jeweiligen Lichtverhältnisse eingestellt werden musste, sind mittlerweile die meisten Teams dazu übergegangen, das den Robotern selbst zu überlassen: Sie werden einfach auf das Spielfeld gestellt, scannen die Umgebung und können sich fortan orientieren.

Diese Fähigkeit sorgte für eine neue Durchmischung der Spitzengruppe: So gelang den Teams Bembelbots (Uni Frankfurt/Main) und RoboÉireann (Maynooth University, Irland) erstmals der Einzug ins Halbfinale, während die erfolgsverwöhnten rUNSWift aus Sydney schon vorher ausschieden: Ihre Taktik, die Roboter während Timeouts und Halbzeitpausen manuell zu tunen, etwa wenn die Bewegungen wegen heißgelaufener Motoren zu unpräzise werden, ist für ein Remote-Turnier schlichtweg ungeeignet.

Die diesjährigen RoboCup German Open gehen am kommenden Wochenende weiter mit den Junior-Wettbewerben in Kassel. Dort sollen sie im kommenden Jahr dann auch wieder als zentrales Ereignis mit allen Ligen unter einem Dach stattfinden. Danach soll der Veranstaltungsort dann jährlich wechseln.

(tiw)